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Plakatausstellung

Plakatausstellung

13 Jahre prägten sie das Stadtbild – und bald sind sie Geschichte. Noch einmal sind alle 152 Motive zu sehen. 07–09 Jun, 12–13 Jul. Eintritt frei.

Plakate von François Berthoud

13 Jahre Opernhaus Zürich unter der Intendanz von Andreas Homoki – das war nicht nur musikalisch und künstlerisch, sondern auch visuell eine prägende Ära. Jede Produktion erhielt ihr eigenes, bildstarkes Plakat: mal ein Fliegenpilz, eine Badehose, ein Flip-Flop, ein Lollipop oder ein Dönerspiess – jedes Motiv auf das jeweilige Stück zugeschnitten, stets vor monochromem Hintergrund und sofort wiedererkennbar. Zum Abschied von Andreas Homoki widmet das Haus dieser aussergewöhnlichen Plakatkunst jetzt eine besondere Ausstellung: Zu sehen sind sämtliche Werke, die der Schweizer Illustrator François Berthoud seit 2012 für Oper und Ballett am Opernhaus Zürich gestaltet hat. 1961 im Jura geboren, zählt Berthoud zu den einflussreichsten Mode- und Kulturillustratoren der Gegenwart. Er wurde in Mailand von der legendären Anna Piaggi entdeckt und arbeitete für Vogue, Numéro, Bulgari, Prada – und seit 2012 auch für das Opernhaus Zürich.

Nun sind die über 150 Plakate erstmals an einem Ort vereint. Als visuelles Echo erzählen sie die Geschichte von 13 Jahren Musiktheater – und würdigen den künstlerischen Weg der Direktion Homoki auf eindrucksvolle Weise.

Öffnungszeiten

Öffnungszeiten für Vorstellungsbesucher:innen
Jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn

Öffnungszeiten für die Öffentlichkeit (Eintritt frei)
Vernissage

  • Samstag, 7. Juni 2025, 14.30 Uhr bis 17.00 Uhr 
  • Pfingstsonntag, 8. Juni 2025, 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr
  • Pfingstmontag, 9. Juni 2025, 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr 

Finissage

  • Samstag, 12. Juli 2025, 11.00 Uhr bis 17.00 Uhr 
  • Sonntag, 13. Juli 2025, 11.00 Uhr bis 15.00 Uhr

Führungen

Backstage-Führungen durch das Opernhaus

Erfahren Sie mehr über die Geschichte des Opernhauses und wie eine Produktion entsteht. Lernen Sie das Haus von einer anderen Seite kennen! Mit Ausnahme vom Samstag, 7. Juni, werden während den Öffnungszeiten der Ausstellung zu jeder vollen Stunde eine einstündige Backstageführung in deutscher Sprache und jeweils um 14.15 Uhr eine Führung in englischer Sprache angeboten. Die Führungen starten und enden an der Billettkasse. Der Preis beträgt CHF 15.

Führungen in deutscher Sprache können hier gebucht werden. 
Führungen in englischer Sprache können hier gebucht werden. 


Daten zu den Führungen
8.
, 9. Juni und 12. Juli 2025

1. Führung 11.00 bis 12.00 Uhr
2. Führung 12.00 bis 13.00 Uhr
3. Führung 13.00 bis 14.00 Uhr
4. Führung 14.00 bis 15.00 Uhr
5. Führung 14.15 bis 15.15 Uhr – Englisch
6. Führung 15.00 bis 16.00 Uhr
7. Führung 16.00 bis 17.00 Uhr

13. Juli 2025

1. Führung 11.00 bis 12.00 Uhr
2. Führung 12.00 bis 13.00 Uhr
3. Führung 13.00 bis 14.00 Uhr
4. Führung 14.00 bis 15.00 Uhr
5. Führung 14.15 bis 15.15 Uhr – Englisch


Ein letzter Tango

Mit dem Ende der Intendanz von Andreas Homoki endet auch das Engagement von Plakatkünstler François Berthoud. Gemeinsam werfen die Beiden einen Blick zurück.

Andreas Homoki, wie kamen Sie eigentlich auf François Berthoud, damals, vor dreizehn Jahren?
Homoki: Durch puren Zufall. Mit einer neuen Intendanz überdenkt das Opernhaus auch seinen visuellen Auftritt. Werbeagenturen präsentierten uns ihre Ideen. Die eine gefiel uns sofort, weil sie extrem reduziert war. Das Plakat zeigte lediglich einen Gegenstand und den Titel des Stücks, fertig. Keine Stars, kein Regisseur, keine Spieldaten. Das sollte unser Weg werden. Begeistert waren wir vor allem vom Sujet. Jemand aus dem Team sagte: «Ich kenne diesen Künstler, er ist ein Freund.» Wir nahmen Kontakt auf mit François – und die Chemie stimmte. Also entschieden wir, der Agentur das Konzept abzukaufen und die Visuals in Eigenregie mit François zu realisieren.

Berthoud: Es war schon ein verrückter Zufall. Ohne diese Bekanntschaft wäre es nie zu dieser Zusammenarbeit gekommen, die mein Leben prägen sollte. Welcher Künstler darf schon dreizehn Jahre lang so intensiv und auf derart hohem Niveau mit solch einer hochkarätigen Institution zusammenarbeiten? Die Zufälle des Lebens – man sollte immer ein Plätzchen offenlassen für sie.

Was war der Grundgedanke, als Sie mit den Plakaten anfingen?
Berthoud: Ich stellte mir vor, wie die Menschen durch Zürich flanieren, vor den Plakaten stehenbleiben, vielleicht sogar ins Grübeln kamen oder schmunzelten ob der fein mitschwingenden Geschichte. Das Plakat musste einen Dialog eröffnen zwischen Opernhaus und Passanten.

Warum ist eine unvergleichliche Visualisierung so wichtig?
Homoki: Es gibt das Ballett, die Oper, Regisseure, die auf ihre eigene Art inszenieren. Sie alle führen Stücke unter dem Dach des Opernhauses auf, die zum Teil unterschiedlicher nicht sein könnten. Die übergeordnete Sprache hält das Ganze zusammen, und da hatte François einen grossen Einfluss. Ihm gelang es, unsere Vision umzusetzen, diesen sinnlichen, aber hochwertigen Anspruch. Er tat das farbig, stark, präsent, konzentriert. Seine Plakate sind einfach zu verstehen im ersten Moment und doch auch weiterführend. Ein Stück Kunst, dass das Niveau des Hauses repräsentiert.

Ein Stück Kunst auch, das durchaus Grenzen ritzte: Es ist doch eher mutig, wenn man für «Aida» eine Handgranate zum Sujet macht.
Homoki: Die Handgranate ist das absolute Gegenteil von dem, was man mit «Aida» verbindet. Aber «Aida» ist nicht einfach eine simple Geschichte, die in Ägypten spielt. Für mich ist es eine Guerilla-Story. Da gibt es ein Regime und eine kolonialisierte Gesellschaft. Und es gibt Widerstandskämpfer, die zurückschlagen. Es geht um Gewalt, um Krieg.

Berthoud: Die Idee mit der Handgranate kam tatsächlich von Andreas. Ich sagte: Wow – stark! Hm, bist Du Dir sicher? Und Du sagtest: Na klar, das machen wir! Das mochte ich sehr an dieser Zusammenarbeit: diese klaren, schnellen und durchaus unkonventionellen Entscheide.

Ihre Plakate gefielen auch Menschen, die nicht in die Oper gehen. Gaben sie auch mal Anlass zu Ärger?
Berthoud: Tatsächlich – die Spinne! Für eine Produktion hievten wir eine riesige Spinne auf das Plakat und wurden von Reaktionen entsetzter Menschen überrollt. Wir hatten nicht damit gerechnet, wie viele Menschen unter einer Spinnenphobie leiden – so sehr, dass sie sich sogar vor diesen Tieren auf Plakaten fürchten.

Welches ist Ihr Lieblingsplakat aus den dreizehn Jahren, Herr Homoki?
Homoki
: Mein Favorit ist das letzte, der Papierflieger, das Sujet zu «Elias». In dieser Oper wartet Elias auf ein Zeichen von Gott und denkt, dass es gross sein muss, dramatisch. Es gibt einen ungeheuren Sturm, aber Gott ist nicht im Sturm. Es gibt ein furchtbares Erdbeben, aber Gott ist nicht im Erdbeben. Es folgt ein gewaltiges Feuer, aber Gott ist auch nicht im Feuer. Schliesslich kommt eine Brise auf, «ein leichtes, sanftes Säuseln». Und da ist Gott. Das Herrliche manifestiert sich nicht im Pompösen, Kraftvollen, sondern im Elegant-Schwebenden – in unserem Fall in einem Papierflieger.

Berthoud: Das ist typisch Andreas: Er hat diese Gabe, scheinbar schwerfällige Geschichten federleicht zusammenzufassen, ohne dass sie an Bedeutung verlieren. Das war für mich stets eine Inspiration. Wir suchten immer nach demselben – nach der Essenz. Nicht nach der vordergründigen, die alle sehen, sondern nach einer verborgenen, tieferen.

Und wie ist es umgekehrt: Was bewundern Sie an François Berthoud?
Homoki
: Den unvergleichlichen Look seines Designs. Ob er für ein Parfüm ein Werbesujet gestaltet, im Fashionbereich illustriert oder für das Opernhaus Zürich arbeitet: Man erkennt Berthoud stets an seinem überaus persönlichen Stil, an dieser Reduktion, den Farben, der Art, wie er traditionelles Handwerk wie den Linolschnitt mit dem Digitalen verbindet. Das Resultat immer anders, immer überraschend, aber stets Berthoud – und seinen Kunden exakt auf den Leib geschneidert.

Sie beide sind beide nicht aus Zürich. Was verbinden Sie heute mit der Stadt?
Berthoud: Das erste Mal zog ich in den späten Siebzigern von Lausanne hierher – vom Land in die pulsierende Stadt. Die Rote Fabrik war der Place to be, die Zeitgenössische Kunst stellte Zürich gerade auf den Kopf, und schon damals entstanden hier wegweisende Kunstbücher… Ich tauchte in ein spannendes Universum ab, das mich begeisterte. Und dann diese Natur, die hier so nah ist! Das realisiert man ja erst richtig, wenn man in eine andere Grossstadt zieht.

Homoki: Es ist interessant, dass viele Zürcher denken, ihre Stadt sei klein, fast provinziell im Vergleich etwa zu Berlin. Ich finde nicht, dass die Grösse eine Stadt gross macht. Es ist mehr ihr Angebot, ihr Auftritt, ihre Urbanität. In Zürich hat man einen internationalen Flughafen, hervorragende Bahnanschlüsse, ein unglaubliches Niveau von Restaurants, ein Opernhaus, das mit München und London konkurrieren kann – und trotzdem diese enorme Lebensqualität.

Wie sind die Zürcherinnen und Zürcher denn so als Publikum?
Homoki: Ausgesprochen neugierig. Sie haben ein hohes Qualitätsbewusstsein und gleichzeitig ein grosszügiges Denken. Und es gibt kaum Snobismus wie in anderen Städten, wo sich um die Opernhäuser gern eine merkwürdige Gesellschaft gruppiert, die sich dem Rest überlegen fühlt. Das schätze ich so an den Schweizern: diese Zugewandtheit, diese Empathie, diese Verantwortung anderen gegenüber. Das färbt ab.

Am 14. Juli sind Ihrer beiden Engagements Geschichte. Wissen Sie schon, was Sie an diesem Tag tun?
Berthoud: Meine letzte Arbeit habe ich längst abgegeben, bei mir geht es so weiter wie immer. Aber ich werde an Andreas denken und dankbar sein für diese Freundschaft, die in den dreizehn Jahren entstehen durfte.

Homoki: Und ich bin ja nicht weg, ich gebe lediglich die Intendanz auf. Eigentlich hatte ich gar nie eine Laufbahn als Intendant im Sinn, sondern immer eine als Regisseur. Das kann ich glücklicherweise weiterhin tun. Aber ich werde schon spüren, wenn die grosse Verantwortung weg ist. Was dann sein wird, werde ich sehen, wenn es so weit ist.

Das Interview führte Matthias Mächler.


François Berthould (1961) ist Art Director, Mode-Illustrator und Plakatkünstler von Weltruf. Er wuchs in Lausanne auf und lebt heute in Mailand.

Andreas Homoki (1960) ist Regisseur und Opernintendant. Von 2004 bis 2012 führte er die Komische Oper Berlin und von 2012 bis 2025 das Opernhaus Zürich. Er wuchs in Bremen auf und lebt in Zürich.

François Berthoud wurde 1961 in der französischsprachigen Schweiz als Sohn einer italienischen Mutter und eines schweizerischen Vaters geboren. Er zählt zu den originellsten Illustratoren seiner Zeit. Seine eindrucksstarken Arbeiten verbinden Kunst, Mode und Kommunikation auf unverwechselbare Weise. Seit Mitte der 1980er-Jahre, nach seiner Tätigkeit als Artdirector für Modemagazine, konzentriert er sich hauptsächlich auf künstlerische Projekte. Berthoud hat mehrere Bücher veröffentlicht, für zahlreiche internationale Modemarken gearbeitet und seine Werke wurden weltweit in Museen und Galerien ausgestellt. Zudem ist er regelmässig publizierender Künstler führender Magazine auf der ganzen Welt. 

Fotogalerie

 

Plakat-Impressionen