Die tote Stadt
Oper in drei Bildern von Erich Wolfgang Korngold (1897–1957)
Libretto von Paul Schott (Julius und Erich Wolfgang Korngold) nach dem Roman
«Bruges la morte» von Georges Rodenbach
In deutscher Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer ca. 3 Std. inkl. Pause nach dem 2. Akt nach ca. 1 Std. 45 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
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Die tote Stadt
Synopsis
Die tote Stadt
Erstes Bild
Der Witwer Paul trauert um seine vor kurzem verstorbene Frau Marie; seine Wohnung hat er in eine «Kirche des Gewesenen» verwandelt.
Brigitta, eine Freundin der Verstorbenen, zeigt Frank, einem alten Bekannten Pauls, die Wohnung des Witwers. Hier gibt es keinen Winkel, der nicht von Marie spricht.
Etwas später erzählt Paul Frank, er habe auf der Strasse ein Mädchen getroffen, das auf erstaunliche Weise Marie zu ähneln schien; er habe das Mädchen zu sich nach Hause eingeladen.
Dieses Mädchen heisst Marietta und kommt schliesslich zu Paul zu Besuch. Ohne ihr zu erklären warum, bittet Paul Marietta, ein Halstuch seiner verstorbenen Frau anzulegen, und gibt ihr eine Laute in die Hand – auf diese Weise stellt er ein Bild Maries nach. Für Marietta ist das alles völlig unverständlich.
Von draussen dringen die Stimmen von Mariettas Freunden herein; Marietta möchte deshalb aus dem Fenster auf die Strasse schauen. Paul hält sie zurück; er hat Angst, dass die Nachbarn sie in seinem Haus sehen und schlecht über ihn reden könnten. Stattdessen kommt es zwischen Paul und Marietta deswegen zum Streit. Marietta behauptet, sie müsse jetzt sofort gehen, und bemerkt, Paul wisse ja, wo er sie finden könne, falls er sie in Zukunft wiedersehen wolle.
Unterdessen wird Paul von äusserster Unruhe erfasst. Er fühlt sich zerrissen zwischen seiner Treue gegenüber Marie und den Gefühlen, die ihn während des Treffens mit Marietta überwältigt haben. In einem inneren Zwiegespräch mit der Verstorbenen empfindet Paul eine grosse Schuld ihr gegenüber und erkennt zugleich seine Abhängigkeit von ihr.
Zweites Bild
Paul streift durch die Strassen der nächtlichen Stadt; er möchte Marietta wiedersehen.
Plötzlich trifft er Brigitta, die gekleidet ist wie eine Nonne. Sie sagt, sie habe Paul wegen seiner Sünden verlassen; im Gegensatz zu ihm bleibe sie jedoch dem Andenken der verstorbenen Marie treu.
Der plötzlich auftauchende Frank prahlt Paul gegenüber damit, dass er im Besitz des Schlüssels zu Mariettas Haus sei. Paul begreift, dass er und Frank Rivalen sind. Paul entreisst Frank den Schlüssel. Frank verschwindet.
Paul beobachtet von seinem Fenster aus, wie eine Gruppe von Stadtbewohnern ausgelassen feiert. Etwas später kommt auf einmal Marietta hinzu, die heftig mit den Männern flirtet. Paul erträgt das nicht länger. Er verlässt seinen geschützten Ort und versucht, die Vorgänge zu stoppen. Marietta beruhigt die Situation, indem sie ihre Freunde fortschickt. Zwischen ihr und Paul kommt es zu einer heftigen Auseinandersetzung. Marietta schleudert Paul eine Anschuldigung ins Gesicht: Der Grund seiner Leidenschaft für sie sei sein Wunsch, in ihr seine verstorbene Frau wiederzufinden.
Marietta will die unsichtbaren Bande zerstören, die Paul an die verstorbene Marie fesseln – Paul soll sie, Marietta, um ihrer selbst willen lieben. Paul erträgt den Gedanken nicht, dass Marietta ihn verlassen könnte. Er ist bereit, sich ihr zu fügen.
Drittes Bild
Marietta erwacht in Pauls Wohnung, wo die beiden seit einiger Zeit zusammen leben. An diesem Tag findet in der Stadt ein religiöses Fest statt. Paul beobachtet die festliche Prozession von seinem Fenster aus. Marietta erlaubt er hingegen nicht, sich neben ihn zu stellen, weil er Angst hat, jemand könne sie zusammen sehen.
Marietta wird die Rolle, die Paul ihr in seinem Leben zugedacht hat, zunehmend unerträglich. Die ständigen Vergleiche mit seiner verstorbenen Ehefrau empfindet sie als erniedrigend. Sie fordert Pauls ganze Aufmerksamkeit. Paul bittet Marietta, sich nicht mit Marie zu vergleichen, die ein Vorbild an Reinheit gewesen sei. Marietta wiederum beschuldigt ihn der Heuchelei: Er träume von der Reinheit der verstorbenen Frau und begehre zur gleichen Zeit den Körper der «Verworfnen». Paul ist ausser sich. Er beschuldigt Marietta der Lasterhaftigkeit und will sie hinauswerfen. Doch Marietta ist nicht bereit, sich zu unterwerfen; sie beginnt, mit seinen «Reliquien» zu spielen und sich über diese lustig zu machen – es sind Dinge, die Paul von seiner verstorbenen Frau geblieben sind. Es folgt eine wütende, handgreifliche Auseinandersetzung, in deren Verlauf Paul Marietta schliesslich umbringt.