Am 19. Juni hat die diesjährige Ausgabe unserer Studioproduktion mit Werken junger Choreografen Premiere. Neun Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Zürich bringen Stücke zur Uraufführung, die sie von den Tanzschritten über das Bühnenbild bis zu den Kostümen selbst kreiert haben.
Bereits zum vierten Mal erobern sie die Studiobühne des Opernhauses Zürich – die Jungen Choreografen. Die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltungsreihe hat sich vorgenommen, choreografische Talente früh zu erkennen und zu fördern. In diesem Jahr sind es neun Mitglieder des Balletts Zürich und des Junior Balletts, die mit Engagement und Feuereifer gemeinsam mit ihren Tänzerkollegen an ihren Kreationen für den neuen «Junge-Choreografen»-Jahrgang arbeiten. Für viele von ihnen geht da ein Traum in Erfüllung: Endlich einmal selbst Schritte kreieren und entscheiden, wie eine Choreografie aussehen wird! Neben dem anstrengenden täglichen Pensum zwischen Training, Proben und einem dicht gefüllten Spielplan wird in den Ballettstudios so lange geprobt, bis jeder Schritt sitzt, jede Bewegung den richtigen Ausdruck gefunden hat.
Ballettdirektor Christian Spuck ermutigt seine Tänzer immer wieder, selbst schöpferisch tätig zu sein: «Der Weg zum Choreografieren führt über das eigene Ausprobieren!» Dabei sind Leidenschaft und Kreativität gefordert, denn neben der Choreografie wollen Kostüm- und Bühnenbildentwürfe umgesetzt, dramaturgische Fragen beantwortet und logistische Herausforderungen gemeistert sein. «Schönheit und Wahnsinn», so sind die Festspiele Zürich in diesem Jahr überschrieben – ein Motto, das den Nachwuchschoreografen eine fast uneingeschränkte künstlerische Freiheit garantiert. Die Inspiration kann praktisch von überallher kommen: Ein kleiner Moment unseres täglichen Lebens, ein neuer Mensch, dem wir begegnen, eine Reise in eine fremde Stadt. Eine abwechslungsreiche Mischung an Stilen, Themen und Musik ist garantiert. Schliesslich lebt der Abend auch von seiner musikalischen Vielfalt.
Luca Afflitto choreografiert zum Beispiel für drei Tänzerinnen zu einer Arie aus Bachs Matthäuspassion, elektronische Musik von Woodkid liefert die Inspiration für ein Solo von Adria Vilar Algueró, und Matthew Knight begibt sich in Mocambo auf die Spuren von Jazzlegende Ella Fitzgerald. Mélissa Ligurgo und Giulia Tonelli stellen sich in ihrem Stück Klastos die Frage, wie sich Verluste auf eine Partnerschaft auswirken, und auch Manuel Renard arbeitet im Choreografen-Duo. Zusammen mit der befreundeten Tänzerin Alba Carbonell Castillo vom Ballett Theater Basel erkundet er in The Breathing Room, einem Duo für zwei Tänzer, wie unvorhergesehene Ereignisse in einer Partnerschaft reflektiert und verarbeitet werden. Lucas Valente taucht in Trees Die Standing in die dunklen Welten der Schizophrenie ein, während Michelle Pinelis in ihrer Choreografie Farben, Tanz und Frédéric Chopin zusammenbringt.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 60, Juni 2018.
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