Kurzgefasst
Als «porcheria tedesca» (deutsche Schweinerei) soll Kaiserin Maria Louisa, Gattin Leopolds II., Mozarts La clemenza di Tito verurteilt haben. Die gebürtige Neapolitanerin war mit der Tradition der italienischen Opera seria vertraut, und die ihr zugeschriebene Aussage macht deutlich, wie stark Mozart in dieser Oper, die er in seinem letzten Lebensjahr anlässlich der Krönung Leopolds II. in Prag schrieb, davon abgewichen ist. Während in Frankreich allmählich die Abschaffung der Monarchie eingeleitet wurde, kürzten Mozart und sein Librettist das bis dahin bereits um die vierzig Mal vertonte Libretto von Pietro Metastasio radikal und liessen darin den absolutistischen Machtkosmos ins Private zerfallen: Im Fokus der Intrige der sich verschmäht fühlenden Vitellia, die ihren Liebhaber Sesto zum Mord am verhassten römischen Kaiser Titus anstiftet, steht nicht mehr das politische Gefälle zwischen Souverän und Untertan, sondern ein zutiefst menschliches Drama. Von äusserster Empfindsamkeit ist denn auch Mozarts Partitur geprägt, die einige seiner schönsten Arien und Ensembles umfasst.
In der Wiederaufnahme singt Ramón Vargas den Tito, Marina Rebeka und Anna Stéphany debütieren als Vittelia und Sesto. Am Dirigentenpult steht Ottavio Dantone, der in der vergangenen Spielzeit unsere Vivaldi-Neuproduktion geleitet hat.