Kurzgefasst
«Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding», singt die Marschallin in «Der Rosenkavalier», «manchmal hör’ ich sie fliessen.» Zum Saisonauftakt begibt sich Simon Steen-Andersen auf die Spur dieses «Zeitklangs». Seine Suche führt ihn tief hinab in die Unterbühne und hinein in die verflochtenen Geschichten des Opernhauses Zürich und ihres jüngeren Gegenübers, des Bernhard Theaters.
Im Zentrum dieser Erkundung steht Liliana Nikiteanu, die selbst seit 34 Jahren ein fester Bestandteil der Geschichte des Opernhauses Zürich ist. Wenngleich sie lange Zeit für ihre Darstellungen des jungen Liebhabers Octavian gefeiert wurde, könnte man sie an diesem Abend als eine Marschallin des wirklichen Lebens betrachten – eine Figur der Weisheit und der Reflexion, die auf eine bemerkenswerte Karriere zurückblickt.
Mit spielerischem Einfallsreichtum verbindet der Komponist und Regisseur Anklänge der Opernsaison mit den charakteristischen Formaten des Bernhard Theaters. Wie in einem Fiebertraum verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität, Vergangenheit und Gegenwart, Oper und Leben, während die Aufführung zwischen der Unterbühne der Oper und dem Unterbewusstsein ihres dienstältesten Ensemblemitglieds hin und her driftet.