Galakonzert Edita Gruberova

18. Februar 2018


Musikalische Leitung:
Andriy Yurkevych

Andriy Yurkevych

Andriy Yurkevych schloss 1999 die Lemberger Lyssenko-Musikakademie unter Yuriy Lutsiv ab, um sich anschliessend in Warschau bei Jacek Kaspszyk und in Siena an der Accademia Musicale Chigiana (bei Gianluigi Gelmetti) zu perfektionieren, ebenso in Pesaro bei Alberto Zedda. Seit 1996 Kapellmeister der Nationaloper in Lemberg, wo er vorwiegend Opern aus dem Verdi- und Puccini-Repertoire, russische Opern sowie Ballette musikalisch leitete. 2005 dirigierte er in Rom Tschajkowskis «Schwanensee», später auch «Dornröschen» und Verdis «Falstaff» (2010/11). Am italienischen Festival della Valle d’Itria war er eingeladen, Marchettis «Romeo und Julia» und mehrere symphonische Konzerte zu leiten. An der Bayerischen Staatsoper München und in Stuttgart dirigierte Andriy Yurkevych den «Barbier von Sevilla», «Roberto Devereux» in Mannheim und Warschau, «Eugen Onegin» in Düsseldorf, «Il viaggio a Reims» in Monte Carlo, «Pique Dame» in Sankt Gallen, «Maria Stuarda» am Teatro San Carlo Neapel, «Boris Godunov» und «La forza del destino» in Brüssel. Regelmässig gastiert er in San Francisco (zuletzt «La fille du régiment» mit Juan Diego Florez) und in Santiago de Chile, wo er am Teatro Municipal bald «Turandot» leiten wird. Für «Anna Bolena» stand er im Liceu Barcelona hinter dem Pult, in Madrid bald für «Roberto Devereux» und in Warschau für Tschajkowskis «Pique Dame». Kürzlich dirigierte er «Norma» in Palermo, Paris, Nizza und Köln und die «Anna Bolena» am Teatro del Maggio Musicale Fiorentino. Geplant sind auch Sinfoniekonzerte am Menuhin Festival in Gstaad, an den Wiener Festwochen, ausserdem Konzerte in München und Frankfurt.

Zurzeit ist Andriy Yurkevych Generalmusikdirektor des Nationaltheaters für Oper und Ballett in Kischinau (Republik Moldau).

Choreinstudierung:
Ernst Raffelsberger

Ernst Raffelsberger

Ernst Raffelsberger stammt aus Gmunden, Oberösterreich. Er studierte Musikpädagogik und Kirchenmusik an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien (Chorleitung bei Prof. Erwin Ortner) und anschliessend Chordirigieren am Salzburger Mozarteum bei Prof. Walter Hagen-Groll. Von 1983 bis 1986 war er Kapellmeister der Wiener Sängerknaben. In dieser Zeit leitete er das Ensemble in Wien und auf Tourneen durch Europa, Südafrika, Kanada und die USA. Ab 1986 war Ernst Raffelsberger Chordirektor und Kapellmeister am Landestheater Salzburg (Mitwirkung bei der Salzburger Mozartwoche und den Salzburger Festspielen). 1989 wurde er von Donald Runnicles als Chordirektor und Kapellmeister an das Theater in Freiburg/Breisgau berufen. Seit Herbst 1993 ist Ernst Raffelsberger am Opernhaus Zürich als Chordirektor engagiert. Hier hat er inzwischen über 100 Premieren betreut und mit vielen namhaften Dirigenten wie Riccardo Chailly, Christoph von Dohnányi, Vladimir Fedoseyev, Sir John Eliot Gardiner, Daniele Gatti, Bernard Haitink, Nikolaus Harnoncourt, Zubin Mehta und Franz Welser-Möst zusammengearbeitet. Gastspiele mit dem Opernhaus Zürich führten ihn nach Wien, London, Paris und Tokio. Zahlreiche CD- und DVD-Aufnahmen dokumentieren diese Arbeit. Im Sommer 2012 begann zusätzlich seine Tätigkeit als Chordirektor der Salzburger Festspiele. Er ist dort für die Produktionen der Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor verantwortlich. In seiner ersten Festspielsaison kam es u. a. zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Riccardo Muti und Sir Simon Rattle.

Manon24 / 27 Sept. / 3 / 7 / 10 Okt. 2025 Tosca28 Sept. / 2 / 8 / 11 / 15 / 19 Okt. 2025 La clemenza di Tito26 / 29 Apr. / 3 / 8 / 15 / 17 / 20 / 25 Mai 2026 Le nozze di Figaro24 / 29 Jan. / 1 / 5 / 7 / 10 / 14 Feb. 2026 Die Fledermaus7 / 10 / 12 / 14 / 18 / 26 / 28 / 31 Dez. 2025 / 2 / 4 / 6 / 10 Jan. 2026 Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026 Arabella14 / 18 / 22 / 25 / 28 Apr. 2026
Orchester:
Philharmonia Zürich

Philharmonia Zürich

1985 entstand in Folge der Trennung des traditionsreichen Tonhalle- und Theaterorchesters das Orchester der Oper Zürich. 2012, mit Beginn der Intendanz von Andreas Homoki und dem Amtsantritt des neuen Generalmusikdirektors Fabio Luisi, wird das Orchester der Oper Zürich zur Philharmonia Zürich. Pro Saison ist das Orchester in rund 250 Opern- und Ballettvorstellungen des Opernhauses Zürich zu hören. Als Podium für das Konzertrepertoire werden zusätzlich die Philharmonischen Konzerte veranstaltet. Soiréen und Kammermusikmatinéen ergänzen das künstlerische Spektrum des Orchesters. Bevor Fabio Luisi mit der Saison 2012/13 als Generalmusikdirektor die künstlerische Leitung des Orchesters übernommen hat, haben u. a. Franz Welser-Möst (1995-2008, ab 2005 als Generalmusikdirektor) und zuletzt Daniele Gatti als Chefdirigent (2009-2012) das Orchester geleitet. 2000/01 fanden die Beständigkeit der Leistungen des Orchesters der Oper Zürich und die Breite seines Könnens mit der Wahl zum «Orchester des Jahres» in der Umfrage der Zeitschrift «Opernwelt» weit verbreitete internationale Anerkennung.

Mehr Informationen zur Philharmonia Zürich finden Sie hier

Jussen & Rustioni8 Feb. 2026
Chor:
Chor der Oper Zürich

Chor der Oper Zürich

Der Chor der Oper Zürich bildet mit seinen 60 festangestellten Mitgliedern und der Mitwirkung von bis zu 160 Vorstellungen pro Saison einen wesentlichen Eckpfeiler des künstlerischen Ensembles am Opernhaus Zürich. Er vereinigt unter dem Dach des traditionsreichsten schweizerischen Opernhauses Sängerinnen und Sänger auf höchstem professionellen Niveau, deren musikalische und stilistische Versiertheit sich mit darstellerischer Gestaltungskraft und spontaner Spielfreude verbinden. Regelmässig stellen seine Mitglieder auch als Solisten ihr künstlerisches Format unter Beweis. Der Chor spiegelt in seiner internationalen Zusammensetzung den Anspruch und die Strahlkraft der Oper Zürich wieder, die sich durch zahlreiche DVD-Aufnahmen erwiesen haben und 2104 mit dem Preis der «Opera Company of the Year» ausgezeichnet wurden. Wichtige musikalische Impulse erhielten die Chormitglieder durch die Arbeit mit Dirigenten wie Nello Santi, Nikolaus Harnoncourt, Franz Welser-Möst, Bernard Haitink, Riccardo Chailly, Valery Gergiev, Daniele Gatti, Zubin Mehta und Fabio Luisi. Ihre schauspielerischen Fähigkeiten entwickelten sie im Dialog mit Regisseuren wie David Pountney, Robert Wilson, Harry Kupfer, Peter Stein, Peter Konwitschny oder Andreas Homoki. Gastspiele führten den Chor nach Tokio (Der Rosenkavalier und La traviata), London (Die Meistersinger von Nürnberg, Tannhäuser, Der fliegende Holländer), Paris (La cenerentola, Fierrabras), Athen (Carmen, Idomeneo) oder nach Rom, wo er anässlich einer Papstmesse zur Feier des 500-jährigen Bestehens der Schweizer Garde Mozarts Krönungsmesse aufführte. Als «International Chamber Vocalists» wirkte der Chor der Oper Zürich in der 2014 mit einem Echo-Preis ausgezeichneten Neueinspielung von Vincenzo Bellinis Norma mit.

Der Rosenkavalier21 / 26 Sept. / 1 / 5 / 14 / 17 / 21 / 26 Okt. 2025 Manon24 / 27 Sept. / 3 / 7 / 10 Okt. 2025 Tosca28 Sept. / 2 / 8 / 11 / 15 / 19 Okt. 2025 La clemenza di Tito26 / 29 Apr. / 3 / 8 / 15 / 17 / 20 / 25 Mai 2026 Tannhäuser21 / 24 / 27 Juni / 2 / 5 / 8 / 11 Juli 2026 Cardillac15 / 18 / 21 / 25 Feb. / 1 / 6 / 10 März 2026 La Damnation de Faust10 / 14 / 17 Mai 2026 Carmen18 / 21 / 23 / 27 / 31 Jan. 2026 Madama Butterfly30 Dez. 2025 / 3 / 9 / 11 / 13 / 16 Jan. 2026 Un ballo in maschera22 / 28 / 31 Mai / 7 / 13 Juni 2026 La forza del destino2 / 7 / 12 / 15 / 18 / 21 / 26 / 29 Nov. / 17 / 21 Dez. 2025 Rigoletto20 / 23 / 27 Dez. 2025 / 1 / 4 Jan. 2026 Le nozze di Figaro24 / 29 Jan. / 1 / 5 / 7 / 10 / 14 Feb. 2026 Fidelio3 / 6 / 10 / 14 / 16 Mai 2026 Così fan tutte3 / 7 / 9 / 12 Juli 2026 Macbeth8 / 11 / 14 / 19 / 22 / 30 Nov. 2025 Die Fledermaus7 / 10 / 12 / 14 / 18 / 26 / 28 / 31 Dez. 2025 / 2 / 4 / 6 / 10 Jan. 2026 Messa da Requiem20 / 22 / 28 Feb. / 1 / 5 / 7 März / 6 Apr. 2026 Arabella14 / 18 / 22 / 25 / 28 Apr. 2026

Kurzgefasst

«DREI KÖNIGINNEN»

Als Königin der Nacht, Zerbinetta, Lucia di Lammermoor und in vielen anderen Partien des hochvirtuosen Belcanto-Fachs verzauberte Edita Gruberova ihr Publikum nicht nur in Zürich – als Königin des Belcanto wurde sie über mittlerweile fünf Jahrzehnte u.a. auch an der Wiener Staatsoper, der Münchner Staatsoper und in Japan gefeiert wie kaum eine andere Sängerin. Nun kehrt sie mit drei ihrer Paraderollen ins Opernhaus Zürich zurück: In diesem Galakonzert interpretiert Edita Gruberova die Schlussszenen der drei grossen Königinnen-Dramen Gaetano Donizettis, Maria Stuarda, Anna Bolena und Roberto Devereux.

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Gut zu wissen

Bravour und Gefühlstiefe

Porträt

Da fliegen die Töne, von einem seidenen Teppich getragen, los, umkreisen den Erdball und kommen um tausend zauberhafte Köstlichkeiten bereichert sogleich zurück.» Weiter ist von «zuckersüssem Kantilenenspiel, waghalsigen Trillerketten und tobenden Koloraturen» zu lesen. Und von «Tränen, die bittersüss aus verliebten Augen rinnen». Dass gestandene Musikkritiker derart ins Schwärmen geraten, kommt nicht allzu oft vor. Wenn allerdings eine Operndiva (die diese Bezeichnung für sich strikt ablehnt!) auf der Bühne oder auf dem Konzertpodium steht, darf sich journalistische Eloquenz schon mal zu solch poetisierendem Überschwang versteigen. Ausgelöst hat diese enthusiastischen Zeilen eine Künstlerin, die in diesen Tagen auf eine fünfzigjährige bruchlose Bühnenkarriere zurückblicken darf: Edita Gruberova, 1946 geboren, debütierte am 18. Februar 1968 als Rosina in Gioachino Rossinis Barbiere im Nationaltheater ihrer Heimatstadt Bratislava. «Mit souverän gemeistertem Gesangspart und kultiviertem Vortrag gewann sie das Publikum», lobte danach das Feuilleton des Lokalblatts.

Souveräne Technik gepaart mit erlesener Gesangskultur – das sind Eigenschaften, die sich als roter Faden durch die singuläre Laufbahn der Primadonna ziehen. Eine Laufbahn, die sie selbst schlicht als Ergebnis von Talent, Disziplin und harter Arbeit bezeichnet. Entscheidend war gewiss auch die Tatsache, dass sie ihr Repertoire mit Bedacht und Rücksicht auf ihr Stimmtimbre aufgebaut hat. Dazu sagt sie einmal in einem Interview: «Ich hatte schon sehr früh komische Angebote von namhaften Dirigenten, die mir die Aida, die Frau ohne Schatten oder Salome andrehen wollten. Darüber konnte ich eigentlich nur lachen, weil diese Partien nicht meiner Stimme entsprechen und es auch nie tun werden. Trotz der Verlockung, solche Partien zu singen, muss man widerstehen.»

Ein weiterer entscheidender Faktor, betont sie, sei die Gabe, sich immer wieder Phasen der Erholung und – besonders als junge Sängerin – Phasen der Entwicklung zu gönnen. Dem kann man mit Blick auf das Tempo im heutigen Kulturbetrieb und die diversen Karriereeinbrüche jüngerer Kollegen nur beipflichten. Schliesslich nennt sie, die durchaus bodenständige Realistin, auch noch «Glück» und meint damit das Unvorhersehbare, Nicht-Planbare – etwa die wegweisende Begegnung mit Menschen, die ihre Karriere befördert haben. Zum Beispiel jener musische Pfarrer, der sie schon als Halbwüchsige zum Eintritt ins Konservatorium ermutigte und darauf vorbereitete. Oder später, nach der gemeinsamen Flucht mit ihrem ersten Ehemann und der Mutter nach Wien, Ruthilde Boesch, eine der renommiertesten Gesangspädagoginnen Österreichs. Mit ihr arbeitete, feilte und polierte sie unter anderem jene Rolle, die sie ein Bühnenleben lang begleiten sollte und die sie an allen grossen Häusern sang: die Zerbinetta in Ariadne auf Naxos von Richard Strauss. 1993 gab sie diese Partie – in schwarzer Mireille-Mathieu-Perücke! – unter Rafael Frühbeck de Burgos in Zürich in der leichtfüssigen Regie von Cesare Lievi. 2009 verabschiedete sie sich in Wien von dieser Rolle, nachdem sie sich in über zweihundert Vorstellungen mit fast mikroskopischer Auslotung jede Note, jede Silbe mit Bravour, Koketterie, Humor, Selbstironie und, ja, auch emotionalem Tiefgang zu eigen gemacht hatte.

Eine weitere Lebensrolle, erstmals 1977 an der Met und in Folge ebenfalls über zweihundert Mal verkörpert, ist diejenige der sternflammenden Königin in Mozarts Zauberflöte. Eine Partie, der sie im Laufe der Jahre – neben makellosen Koloraturen und mühelosen hohen Fs – immer mehr Zwischentönen und Klangnuancen hinzufügte, um hinter der furiosen Attacke auch den Schmerz und die Verzweiflung erahnen zu lassen. Überhaupt Mozart: Das ABC und die Pflichtnahrung für Sänger sei er, ist sie überzeugt. Besonders in der ersten Periode ihrer Karriere sind Mozarts Frauenrollen zentral. Davon hat sie viele auf der Bühne, einige ausschliesslich auf Tonträger und nur gerade zwei zwar studiert, aber nie auf der Bühne gesungen: Susanna und Blondchen, erstere aus Gründen des lyrischen Stimmcharakters. Letztere hätte sie gern gesungen – vielleicht kam da einfach die juvenile Ambition auf die Konstanze in die Quere, oder die Entscheidung der damaligen Intendanten. 1978 erschloss sie sich an der Wiener Staatsoper die Welt des Belcanto, und zwar gleich mit einer der Paraderollen: Lucia di Lammermoor von Gaetano Donizetti, die sie dreimal auf Tonträger aufnahm. Hatte die extrovertierte Zerbinetta offenbar Gruberovas komödiantische, zirzensische Ader getroffen, so schien nun die tragische Heldin, die von ihrem Bruder zwangsverheiratet wird und in geistiger Umnachtung noch in der Brautnacht den ungeliebten Bräutigam ersticht, eine verletzliche, melancholische Saite der Künstlerin zum Schwingen zu bringen. 1989 gab sie diese Partie unter Ralf Weikert erstmals in Zürich, nachdem sie das hiesige Publikum ein Jahr zuvor mit der jugendlich-kessen Regimentstochter Marie begeistert hatte. Für Robert Carsens Inszenierung des schottischen Schauerdramas hatte Richard Hudson eine sinistre Bühne gebaut: dem römischen Pantheon nachempfundene kassettierte Wände, grau und bedrohlich schief. Mittlerweile auf dem Zenit ihrer Kunst, gestaltete «La Gruberova» die im Wortsinn Wahnsinns-Partie mit einer darstellerischen Wahrhaftigkeit und Zerbrechlichkeit, die die atemberaubende Perfektion ihrer Gesangstechnik glatt vergessen liessen. Mit subtil kalkulierter Farbnuancierung und Tongebung lotete sie die emotionalen Grenzbereiche aus, und als Lucia endlich entseelt zu Boden sank und der Chor die bluttriefende Rechte – alle mitschuldig an der Tragödie – in die Höhe reckte, gelang eines jener suggestiven Operntableaus, die unvergessen bleiben.

Trotz des Erfolgs in Wien blieben anfänglich die erhofften Belcanto-Anfragen aus. Dafür fiel in jene Zeit die erste Zusammenarbeit mit Jean-Pierre Ponnelle. Einen Markstein bildete dessen Zauberflöte in Salzburg (1978), auf die Mozarts Lucio Silla in Zürich mit Nikolaus Harnoncourt folgte (1981). Sowohl in Ponnelle als auch in Harnoncourt traf sie auf geistige Verwandte – Künstler, die szenisch wie musikalisch detailbesessen arbeiten, die Tiefenschichten der Werke erforschen, Unterschwelliges ausloten, aber stets den Gestus der Musik respektieren. In Genf 1982 erfolgte mit Amina in Bellinis Sonnambula die zweite Belcanto-Partie, eine äusserst schwierige Produktion, die sie nach der zweiten Vorstellung frustriert verliess. Eine Inszenierung von Verdis Rigoletto (Florenz, 1985) in der Regie von Juri Ljubimow, in der sie Gildas Sterbe-Arie schwankend auf einer Schaukel singen musste, wurde gar zum Regieskandal, dem einzigen ihrer Karriere. Solche der Musik zuwiderlaufende Regieflausen sind der Sopranistin ein Gräuel, die sich andererseits unerwartet offen zeigt, wenn sich ihr eine Idee als sinnstiftend erschliesst.

Uneitle Aufgeschlossenheit im Dienste des künstlerischen Ausdrucks bewies sie beispielsweise in einer weiteren Rolle, die neue darstellerische Facetten offenbarte: Um die Jahrhundertwende zeigte das Opernhaus Zürich eine Serie von Belcanto-Opern mit der Gruberova, darunter Donizettis Roberto Devereux. Regie führte Giancarlo del Monaco, der das Werk 1990, ebenfalls mit der Gruberova als Elisabetta, im Teatro Liceu herausgebracht hatte. In der Schlussszene, nachdem die verbitterte Tudor-Königin den geliebten Vasallen an eine jüngere Rivalen verloren hat, unterzeichnet sie blutenden Herzens dessen Todesurteil. In Barcelona wie in Zürich nahm sich Elisabeth, gepanzert im prachtvollen Staatsornat, die rote Perücke vom Kopf, den nur noch ein paar schüttere weisse Strähnen überzogen: eine glatzköpfige Monarchin, die auch als Frau und Geliebte abdankt – wiederum ein bestürzendes Bild, das sich tief ins kollektive Operngedächtnis einbrannte.

2013 kam Edita Gruberova nach zehnjähriger Abstinenz erneut nach Zürich in einem Rollendebüt, zu dem sie der Regisseur Christof Loy, mit dem sie offenbar ein tiefes künstlerisches Vertrauen verbindet, regelrecht hatte überreden müssen. Ihre Fans, die sie liebevoll «Grubi» nennen, jubeln. Auch die Kritik überschlägt sich: Zum Schluss entpuppt sich Donizettis Straniera als Königin, geschmückt «mit den tollsten Klunkern. Zu Recht! Kein Brillant ist zu teuer, um sich um Ihren Hals, um diese Stimmbänder zu legen», schrieb der eingangs erwähnte Kritiker.

Wir sagen es schlichter: Herzlichen Glückwunsch zum fünfzigjährigen Bühnenjubiläum, Edita Gruberova!


Text von Bruno Rauch, Musikjournalist in Zürich. Er hat Edita Gruberovas Bühnenkarriere über viele Jahrzehnte hinweg journalistisch begleitet.
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 55, Januar 2018
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