Olga Kulchynska stammt aus der Ukraine. Seit dieser Spielzeit ist sie Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich, wo sie bereits als Giulietta («I Capuleti e i Montecchi»), Adina («L'elisir d'amore») und Zerlina («Don Giovanni») zu hören war. In dieser Spielzeit singt sie hier Gretel und Léïla.
Aus welcher Welt kommen Sie gerade?
Bis vor einem Jahr war ich Ensemblemitglied am Moskauer Bolschoi-Theater. Seither war ich ein Jahr lang ständig unterwegs und habe in verschiedenen Städten gesungen: München, Amsterdam, Paris, Hamburg, Rom... Das war sehr lehrreich, aber auch anstrengend. Jetzt bin ich sehr froh, Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich zu sein und hier eine neue feste Heimat zu haben!
Worauf freuen Sie sich in Les Pêcheurs de perles besonders?
Ich habe soeben zum ersten Mal Gretel in Humperdincks Hänsel und Gretel gesungen – und jetzt steht schon wieder ein Debüt an! Ich habe noch nie in so kurzer Zeit zwei neue und zudem so unterschiedliche Partien gesungen. Gretel war nach Mozarts Pamina erst meine zweite Rolle in deutscher Sprache, mit Léïla in Bizets Les Pêcheurs de perles lerne ich jetzt meine allererste französische Partie. Léïla ist viel lyrischer als Gretel und liegt insgesamt etwas höher. Zwischen diesen Rollen hin- und herzuwechseln, ist eine grosse Herausforderung, auf die ich mich sehr freue!
Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
Es war für mich ein riesiges Glück, Mitglied im Young Artist Program am Bolschoi-Theater zu sein und von den Sängerinnen und Sängern zu profitieren, die uns dort unterrichtet haben! Ausserdem habe ich viel von Ludovic Tézier gelernt: Er ist nicht nur ein grossartiger Sänger, sondern auch jemand, der sein Wissen und seine Erfahrungen gerne teilt. Das ist nicht bei allen Sängern so...
Welches Buch würden Sie niemals aus der Hand geben?
Renée Flemings Buch The inner voice würde ich jeder Sängerin und jedem Sänger empfehlen. Es ist sehr inspirierend!
Welche CD hören Sie immer wieder?
Viele verschiedene! Ich höre gerne Opernsängerinnen wie Mariella Devia oder Joan Sutherland, manchmal aber auch ukrainische Pop- und Rock-Musik oder Mantras zum Entspannen.
Welchen überflüssigen Gegenstand in Ihrer Wohnung lieben Sie am meisten?
Ich habe ein kleines rosafarbenes Stofftier-Schweinchen, das mich überallhin begleitet.
Mit welcher Künstlerin würden Sie gerne einmal essen gehen?
Mit Renata Scotto. Aber ich weiss, dass sie nicht gerne ausgeht... Sie hat den Spagat geschafft, nicht nur ein Leben als Sängerin, sondern auch eines als eine «normale» Frau zu führen. Das ist schwierig, und ich bewundere sie dafür!
Wie kann man Sie beeindrucken?
Mit Aufrichtigkeit und Reinheit wie Kinder sie haben. Viele Erwachsene haben das aber leider verlernt.
Worüber können Sie nicht lachen?
Wenn ein Regisseur versucht, eine komische Wirkung zu erzeugen, und es einfach nur blöd ist. Komisch sein ist in unserem Beruf sehr schwierig!
Haben Sie einen musikalischen Traum, der wohl nie in Erfüllung gehen wird?
Leider habe ich aufgehört, Klavier zu spielen. Und manchmal vermisse ich es sehr...
Nennen Sie drei Gründe, warum das Leben schön ist!
Weil es Menschen, die Natur und die Musik gibt!
Dieser Artikel ist erschienen in MAG 64, November 2018.
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