Saison 2O18/19

Von Cecilia Bartoli bis Kirill Serebrennikov

Siebzehn Neuproduktionen stehen auf dem Programm des Opernhauses Zürich für die kommende Saison 2O18/19: Neun Opernpremieren, drei Premieren des Balletts Zürich auf der Hauptbühne, zwei Neuproduktionen in Winterthur, eine konzertante Aufführung auf der Hauptbühne, eine Uraufführung und eine Produktion für Kinder auf der Studiobühne.

Als erste der neun Opernpremieren kommt «Die Gezeichneten» von Franz Schreker in der Regie von Barrie Kosky heraus. Vladimir Jurowski steht für diese Produktion zum ersten Mal am Pult der Philharmonia Zürich. Mit Mozarts «Così fan tutte» (ML: Cornelius Meister) wird Kirill Serebrennikov ebenfalls zum ersten Mal an der Limmat tätig sein. In Stephen Sondheims Grusel-Musical «Sweeney Todd» sind Bryn Terfel und Angelika Kirchschlager zu sehen. Die Regie übernimmt der Hausherr Andreas Homoki, der auch für Verdis «Nabucco» gemeinsam mit GMD Fabio Luisi verantwortlich zeichnet. Michael Volle und Catherine Naglestad debütieren hier als Nabucco und Abigaille. Ebenfalls mit Fabio Luisi am Pult wird es eine Neuinszenierung von Ligetis «Le Grand Macabre» (R: Tatjana Gürbaca)geben. In Jules Massenets «Manon» (ML: Marco Armiliato, R: Floris Visser) wird Jungstar Elsa Dreisig debütieren und Piotr Beczala kehrt ein weiteres Mal nach Zürich zurück. Julie Fuchs begeht ihr Rollendebüt als Donna Fiorilla in Rossinis «Il turco in Italia» (ML: Enrique Mazzola, R: Jan Philipp Gloger). Ausgesprochen selten ist Jean-Philippe Rameaus «Hippolyte et Aricie» (ML: Emmanuelle Haim, R: Jetske Mijnssen) zu sehen. Der Klassiker der Familienoper «Hänsel und Gretel» feiert in einer Neuproduktion von Robert Carsen und Markus Poschner Premiere.

In den zahlreichen Wiederaufnahmen präsentiert das Opernhaus Zürich renommierte Sängerinnen und Sängern wie Diana Damrau, Anja Harteros, Evelyn Herlitzius, Waltraud Meier, Maria Agresta, Stephen Gould, Lise Davidsen, Anna Stéphany, Christof Fischesser, Krassimira Stoyanova, Julie Fuchs oder Regula Mühlemann. Ein einmaliges Gastspiel geben Dagmar Manzel und Max Hopp in der Barrie Kosky-Inszenierung «Eine Frau, die weiss, was sie will».

Den Auftakt für die drei Premieren der Ballettsaison gibt Ballettdirektor Christian Spuck mit seiner choreografischen Interpretation von Franz Schuberts «Winterreise». Gesungen wird der Liedzyklus von Mauro Peter. Mit «Bella Figura» zeigt das Ballett Zürich eine Hommage an Jiří Kylián und präsentiert u. a. zwei Schweizer Erstaufführungen. Marco Goecke erarbeitet zudem eine Neufassung seines umjubelten Ballettabends «Nijinski».

Das Spezialensemble Orchestra La Scintilla feiert sein 20. Jubiläum. Die Ausnahmekünstlerin Cecilia Bartoli begeht ihr 30. Bühnenjubiläum am Opernhaus mit einem Galakonzert und einer Wiederaufnahme. In sechs Konzerten zeigt die Philharmonia Zürich ihr Können auf dem Konzertpodium. Die Dirigenten dieser Konzertsaison sind neben dem GMD Fabio Luisi, Riccardo Minasi, Daniele Rustioni und Robert Trevino sowie der britische Bernstein-Spezialist Wayne Marshall.

Besonders nah kommt man den Künstlern in den neun Liederabenden mit Anja Harteros, Angelika Kirchschlager, Lise Davidsen, Anna Stéphany, Rolando Villazón, Thomas Hampson, Javier Camarena oder Pavol Breslik. Pretty Yende, Kyle Ketelsen und Lawrence Brownlee werden in der konzertanten Aufführung von Bellinis «La sonnambula» (ML: Maurizio Benini) zu erleben sein. Mit «Last Call» von Michael Pelzel wird die Reihe der Uraufführungen von Werken Schweizer Komponisten fortgesetzt. Am 22. September 2018 eröffnet das Opernhaus die Saison mit dem traditionellen Eröffnungsfest. Der Opernball, als eine der glamourösesten Veranstaltungen der Schweiz findet am 16. März 2019 statt. Die beliebte sommerliche Open-Air-Veranstaltung «Oper für alle» wird in der kommenden Saison zum ersten Mal ein «Ballett für alle» sein. Christian Spucks «Romeo und Julia» wird am 22. Juni live auf den Sechseläutenplatz übertragen.


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Saison 2O18/19


Schaurig, grossformatig, selten, wagemutig und ein Plädoyer auf die Freiheit der Kunst

Intendant Andreas Homoki spricht über Höhepunkte und Schwierigkeiten der kommenden Spielzeit 2018/19.

Herr Homoki, der Spielplan des Opernhauses Zürich bietet für die Saison 2018/19 wie immer neun Opern- und drei Ballett-Premieren auf der Hauptbühne. Was sind für Sie die programmatischen Höhepunkte?
Für mich persönlich gehört vor allem «Sweeney Todd» von Stephen Sondheim dazu. Wir bringen mit diesem Stück zum ersten Mal ein Musical auf die Bühne des Opernhauses. Es ist zwar ein Musical mit einem opernhaften Gestus, aber dennoch öffnen wir hier unseren Spielplan noch einmal für ein neues Genre, und die Erweiterung des Repertoires ist uns ja immer ein wichtiges Anliegen. Ein besonderes Gewicht verleiht Bryn Terfel dieser Produktion. Für mich ist er einer der ganz Grossen unter den Sängern unserer Zeit. Wir haben ihn gerade wieder als Fliegenden Holländer an unserem Haus erleben dürfen. Er liebt «Sweeney Todd» und hat grosse Lust, diese Titelpartie bei uns zu singen. Ich selbst werde Regie führen. Und natürlich hoffen wir, dass uns da eine exemplarische Produktion dieses Stücks für den Rahmen eines Opernhauses gelingt.

Wo liegen die Schwierigkeiten, ein Musical auf die Opernbühne zu bringen?
Zum Musical gehört ja ein sehr idiomatischer Gesang, im Falle von Sweeney Todd ist sogar der Cockney-Akzent der britischen Unterschicht gefordert. Es wird im Musical auch durchgängig mit Bruststimme gesungen. Das ist eine Gesangsart, wie wir sie von Schauspielern kennen. Die Gesangslinien bewegen sich vor allem in einer Mittellage, die nicht so gut trägt wie die exponierten Opernstimmlagen. Deshalb müssen die Stimmen durch Mikrophonierung verstärkt werden, was für ein Opernhaus auch von der Infrastruktur her eine Herausforderung darstellt. Aber da wir den Ausflug in das Musical-Genre alle sehr ernst nehmen, bin ich sehr optimistisch, dass er uns auch gelingen wird.

Ein Kennzeichen Ihrer Spielpläne ist ihr Facettenreichtum. Welche weiteren Produktionen sind profilgebend für die kommende Spielzeit?
Wir führen die Programmlinien fort, die wir seit Jahren verfolgen. Wir präsentieren mit «Nabucco« einen neuen Verdi, wenden uns im Barock mit «Hyppolyte et Aricie« von Jean-Philippe Rameau einer der schönsten Opern des französischen Barock zu, setzen bei der zeitgenössischen Oper einen ganz wichtigen Akzent mit György Ligeti genialer Operngroteske «Le Grand Macabre». Und wir haben, wie in jeder Spielzeit, einen ganzen starken Auftritt unserer Ballettcompagnie im Programm. Unser Ballettdirektor Christian Spuck ist ja immer auf der Suche nach wagemutigen, über die Gattungsgrenzen hinausweisenden Projekten. In der kommenden Spielzeit wird er Franz Schuberts «Winterreise» choreographieren. Das ist eine Produktion, die wir alle mit grosser Spannung erwarten. Die Moderne wird in Form einer vierteiligen Abends vertreten sein, die ausschliesslich dem Choreographen-Grossmeister Jiri Kilian gewidmet ist, und der Stuttgarter Choreograph Marco Goecke zeigt den gefeierten Ballettabend, den er auf die Tänzerlegende Vaclav Nijinski kreiert hat. Für mich persönlich gehört auch die Saisoneröffnung zu den Höhepunkten: Vladimir Jurowski, der ja gerade zum künftigen GMD der Bayerischen Staatsoper gekürt wurde, und Barrie Kosky werden mit Franz Schrekers «Die Gezeichneten» eine grossformatige Oper aus der frühen Moderne erarbeiten, das ist ein skandalumwittertes und lange Zeit vergessenes Werk, das nun aber wieder ins Interesse der Opernhäuser gerückt ist.

Viele für Zürich bereits bekannte Namen kehren ans Opernhaus zurück wie eben Barrie Kosky, Tatjana Gürbaca oder Robert Carsen bei den Regisseuren und Cornelius Meister, Enrique Mazzola oder Marco Armiliato bei den Dirigenten. Ist das Zufall?
Natürlich nicht. Wir legen Wert auf Kontinuität bei den Künstlern, von denen wir überzeugt sind. Gerade bei den Regisseuren habe ich sehr klare Vorstellungen davon, was ein Künstler mitbringen muss, um hier in Zürich zu arbeiten. Diese Auswahl prägt ganz wesentlich das ästhetische Profil unseres Hauses. Wobei wir selbstverständlich immer auch neue Namen präsentieren und versuchen, Künstler aufzubauen.

Ein Name, der da besonders ins Auge fällt, ist der renommierte russische Regisseur Kyrill Serebrennikov, der Mozarts «Così fan tutte» neu inszenieren soll. Er ist mit schwer nachvollziehbaren Anschuldigungen ins Visier der russischen Justiz geraten und steht seit Oktober 2017 unter strengem Hausarrest. Wie kann er unter diesen Bedingungen in Zürich inszenieren?
Kyrill Serebrennikov ist ein Regisseur, der mich schon länger interessiert. Wir haben die «Così»-Neuproduktion schon lange vor seinem Hausarrest abgesprochen. Er war im vergangenen Jahr auch in Zürich, um unser Haus kennenzulernen und konzeptionelle Gespräche zu führen. Deshalb sind wir sehr entschlossen, diese geplante Arbeit auch auf die Bühne zu bringen. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Freiheit der Kunst durch politische Einflussnahme angegriffen wird. Und natürlich haben wir zwangsläufig darüber nachgedacht, was zu tun ist, falls Kyrill nicht ausreisen darf. Da er nicht nur Regie, sondern auch selbst das Bühnenbild und die Kostüme macht, arbeitet er in jedem Bereich sehr eng mit Assistenten zusammen. Wenn er tatsächlich zu Probenbeginn im Herbst nicht nach Zürich kommen kann, werden seine Mitarbeiter die Inszenierung realisieren. Aber wir hoffen natürlich, dass es dazu nicht kommt.


Das Gespräch führte Claus Spahn.