Erster Akt
Im Hause des Amtmanns werden mitten im Sommer Weihnachtslieder geübt. Der verwitwete Hausherr selbst probt mit seinen Kindern, denn seine älteste Tochter Charlotte, die seit dem Tod der Mutter fürsorglich den Haushalt führt, bereitet sich auf den festlichen Dorfball vor, auf den sie mit dem jungen Werther gehen wird. Die Freunde des Hauses, Johann und Schmidt, schauen vorbei. Sie machen sich lustig über die merkwürdige Singstunde und wollen den Amtmann mit ins Wirtshaus nehmen.
Werther kommt, um Charlotte zum Ball abzuholen. Er ist ganz begeistert von Charlotte und der Welt, in der sie zu Hause ist. Charlotte gibt den Kindern das Abendbrot und bittet ihre jüngere Schwester Sophie, sich während ihrer Abwesenheit um die Kleinen zu kümmern. Charlotte und Werther brechen zum Ball auf.
Charlottes Verlobter Albert kehrt von einer langen Geschäftsreise zurück und trifft nur Sophie an. Albert ist glücklich mit seiner Liebe zu Charlotte, freut sich auf das Wiedersehen und will seine Braut am nächsten Tag mit seiner Rückkehr überraschen.
Spät in der Nacht, im Schein des Mondlichts, kehren Charlotte und Werther vom Ball zurück. Er gesteht ihr emphatisch seine Liebe. Sie erinnert sich an den Tod ihrer Mutter und den Schwur, den sie an ihrem Sterbebett leistete: Sie werde sich mütterlich um die Familie und ihre kleinen Geschwister kümmern.
Das innige Gespräch endet abrupt, als der Amtmann Charlotte an ihren Verlobten erinnert, indem er von fern ruft, Albert sei wieder zurück. Werther verfällt in Verzweiflung, dass seine geliebte Charlotte an einen Anderen vergeben ist.
Zweiter Akt
Es ist Sonntag, eine Goldene Hochzeit wird gefeiert. Johann und Schmidt kommentieren die Festlichkeiten. Auch Charlotte und Albert, die inzwischen verheiratet sind, gehören zu den Anwesenden. Werther erscheint, sieht Charlotte an der Seite Alberts und träumt davon, wie es wäre, wenn er selbst sein Leben mit Charlotte verbringen dürfte.
Albert durchschaut Werthers Gefühle, spricht ihm Trost zu und macht ihn auf Sophie aufmerksam. Auch Sophie selbst versucht den Unglücklichen aufzuheitern und ihn für sich zu interessieren.
Aber Werther ist ganz in seinem Liebeskummer gefangen. Er nimmt sich vor, Charlotte zu entsagen und von ihr wegzugehen. Doch bei einer weiteren Begegnung mit ihr unter vier Augen überwältigen ihn einmal mehr seine Gefühle. Es beschwört die zärtlichen Momente der gemeinsamen Ballnacht.
Charlotte bleibt distanziert und weist ihn energisch zurück: Er solle gehen. Sie gehöre nun ihrem Gatten Albert. Eventuell an Weihnachten könne sie sich vorstellen, ihn wiederzusehen. Werther bleibt mit Selbstmordgedanken alleine zurück.
Noch einmal kommt Sophie, um Werther auf das Fest mitzunehmen. Er kündigt in desperater Stimmung an, für immer fortzugehen.
Dritter Akt
Am Weihnachtstag ist Charlotte alleine. Ihre Gefühle für Werther sind stärker, als sie sich selbst eingestehen wollte. Sie kommt von ihrer grossen Sehnsucht nicht los und liest immer wieder die leidenschaftlichen Briefe, die er ihr geschrieben hat. Sie erschaudert angesichts der düsteren Selbstmordandeutungen, die die Briefe enthalten.
Sophie kommt zu Besuch, erkennt die schwermütige Stimmung ihrer Schwester und ringt ihr das Versprechen ab, den Weihnachtsabend im gemeinsamen Elternhaus zu feiern.
Als Charlotte wieder alleine ist und ihre Verzweiflung wächst, steht plötzlich Werther vor ihr. Er konnte nicht anders, als an dem Tag zu ihr zurückzukehren, den sie ihm bei ihrer letzten Begegnung genannt hatte. Die beiden erinnern sich ihrer schönen Momente. Charlotte zeigt Werther die Gesänge des Ossian, die sie einst gemeinsam gelesen hatten. Noch einmal trägt er ihr ergriffen einige Zeilen vor. An ihrer bewegten Reaktion glaubt er zu erkennen, dass auch sie ihn liebt. Sie fallen sich in die Arme.
Aber dann findet Charlotte wieder ihre Fassung und erklärt ihm, dass sie sich niemals wiedersehen dürfen. Werther beschliesst nun endgültig, sich umzubringen.
Albert hat von Werthers heimlichem Besuch erfahren und stellt Charlotte zur Rede, als ein Bote einen Brief Werthers überbringt. In dem kündigt er eine weite Reise an und bittet Albert, ihm eine Pistole zu leihen. Albert befiehlt Charlotte, sie dem Boten auszuhändigen.
Vierter Akt
Werther hat sich mit Alberts Pistole erschossen. Charlotte findet den tödlich Verwundeten. Sie fühlt sich schuldig an seiner Tat und bekennt, dass sie ihn ebenso unsterblich liebt wie er sie. Sie gibt ihm den Kuss, den er sich immer von ihr erträumt hat.
Sterbend ist Werther glücklich und sagt, dass sein Leben in diesem Augenblick nicht zu Ende sei, sondern erst beginne.
Aus der Ferne erklingt der Weihnachtsgesang der Kinder. Werther stirbt.