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#Entscheide dich!

Ein Musiktheaterprojekt von und mit Jugendlichen nach Motiven von Hans Christian Andersens Märchen Die kleine Meerjungfrau

Stück-Entwicklung / Co-Regie Andreas Sauter Choreografie / Co-Regie Simon Wehrli Musikalische Leitung Simon Wunderlin Ausstattung Elisa Alessi Ausstattungs-Assistenz Myriam Casanova Produktionsleitung Roger Lämmli


Mitwirkende Schüler:innen

Melanie Auinger, Alessia Aversa, Luca Caprez, Manuel Carulli, Gayatri Chawla, Heja Demir, Elisa Fiammengo, Luca Fischer, Dragan Gojkovic, Adriana Gomez, Marlon Grabner, Lara Grande Hernandez, Dominic Guyer, Yara Hinder, Lonita Honi, Leoni Hürlimann, Eljesa Idrizi, Alenka Jenni, Elia Kramer, Mona Krebser, Enya Marbot, Silas Mazenauer, Ivan Nikolov Noa Piera, Julie Portmann, Felix Riediker, Iain Ritter, Niklas Schmid, Abril Schneider, Esmée Senn, Arza Shala, Anina Soyka, Louisa Spörli, Pedro Suelzle, Noel Thala, Anna Vallado, Alea Weidmann, Laura Weidmann, Naemi Weiss, Lazar Zivkovic

Klassenlehrpersonen

Pascal Benz, Adrian Truninger


Termine & Tickets

Juli 2025

Do

03

Jul
19.30

#Entscheide dich!

Premiere, Studiobühne

Fr

04

Jul
19.30

#Entscheide dich!

Ausverkauft
Studiobühne

Sa

05

Jul
19.30

#Entscheide dich!

CHF 15
Studiobühne

So

06

Jul
19.30

#Entscheide dich!

CHF 15
Studiobühne

Di

08

Jul
10.00

#Entscheide dich!

Keine Tickets erhältlich
Studiobühne

19.30

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Ausverkauft
Studiobühne

Gut zu wissen

Kurzgefasst

#Entscheide dich!

Kurzgefasst

#Entscheide dich!


Hintergrund


Das Leben ist kein Candy-Land

Berufslehre oder Gymnasium? Ist die schöne Zeit vorbei? Diese Fragen beschäftigen die Jugendlichen aus zwei Sekundarschulklassen in Embrach gerade am meisten. Im Education-Projekt «Entscheide dich!» setzen sie sich auf künstlerische Weise damit auseinander. Ein Probenbesuch.

Das Einzugsgebiet des Opernhauses Zürich ist grösser, als man es sich als Stadtmensch zuweilen denkt. Der Weg zu einer Probe für unser diesjähriges «Hashtag»- Projekt führt zunächst mit der S-Bahn an den Flughafen und von dort mit dem Bus durch ländliches Gebiet nach Embrach. Es steigen immer mehr Jugendliche zu. Ob sie es sind, die am Education-Projekt teilnehmen? Unter dem #-Titel organisiert die Theaterpädagogik des Opernhauses Zürich jährlich ein gross angelegtes Projekt für Schulklassen aus dem Kanton und der Stadt Zürich. Der Prozess beginnt jeweils dort, wo die Jugendlichen zur Schule gehen, und mündet in einer intensiven sechswöchigen Endprobenzeit auf der Studiobühne des Opernhauses, wo auch in diesem Juli mehrere Vorstellungen zu sehen sein werden. Das Projekt heisst diesmal #Entscheide dich!

An der Haltestelle Gemeindehaus Embrach angekommen, biegen die meisten Jugendlichen dorthin ab, wo sie ihre Tage normalerweise verbringen: in die Schule. Im hellen und neu riechenden Gemeindesaal ist es noch ruhig. Neben unserer Theaterpädagogin Thirza Möschinger sind bereits zwei der Projektleiter da, die beide Simon heissen und für die musikalische und choreografische Erarbeitung verantwortlich sind. Die beiden besprechen die anstehende Probe. Geplant ist ein allgemeiner Teil, in dem die ganze Gruppe an Grundübungen arbeitet, und ein zweiter Teil, in dem konkret das Stück geprobt wird, das im Juli auf die Bühne kommen soll.

Einen gewichtigen Teil des gesamten Prozesses haben die Schülerinnen und Schüler bereits hinter sich. Den Stoff, den sie in Zürich auf die Bühne bringen, haben sie gemeinsam mit dem Schreibcoach Andreas Sauter entwickelt. Dieser ist auf der heutigen Probe nicht anwesend, erzählt aber am Telefon, wie der Text entstanden ist: Die «Hashtag»-Projekte sind jeweils lose an eine Oper oder ein Ballett des Opernhauses angelehnt. In diesem Fall sind es die Märchen von Hans Christian Andersen, die in Kim Brandstrups Ballett Of Light, Wind and Waters vorkommen. Die beiden Schulklassen aus Embrach haben sich mit Andersens Märchen von der Kleinen Meerjungfrau beschäftigt: Dieses Fantasiewesen verliebt sich bekanntlich in einen menschlichen Prinzen, wünscht sich ein Leben mit ihm und trifft dafür eine Entscheidung mit fatalen Folgen. Eine Adaption dieses Stoffes war aber nicht das Ziel des gemeinsamen Schreibworkshops, erzählt Andreas Sauter. Es schälten sich vielmehr bald die Träume, Forderungen und Sehnsüchte der Schülerinnen und Schüler selbst heraus. Ein zentrales Thema des Texts ist deshalb der enorme Druck geworden, den die Jugendlichen gerade verspüren, wenn sie sich im kommenden Jahr entweder für das Gymnasium oder eine Berufslehre entscheiden müssen.

Kurz vor Probenbeginn hat sich der Vorraum des Gemeindesaals hörbar gefüllt. Ungebündelte jugendliche Energie liegt in der Luft, aus dem Sprachgewirr sticht immer wieder eine laute Stimme hervor, die so etwas wie Affengeräusche nachahmt. Doch als die beiden Schulklassen den Saal betreten, findet diese Energie überraschend schnell einen Fokus. Es gibt in diesem Moment weder eine Diskussion über Sinn und Zweck dieses Projekts, noch muss irgend jemand daran erinnert werden, das Handy wegzulegen. Einer der beiden Simons – sie leiten diese Probe gemeinsam und mit viel positivem Engagement – sagt: «Wir gehen in den Kreis», und die Arbeit beginnt. In den ersten Übungen geht es um Reaktion. Die Gruppe muss im Raum ankommen, sich wahrnehmen, eins werden. Allmählich schliessen sich die unregelmässigen Lücken im Kreis – und plötzlich ein lauter Schlag: Über vierzig Jugendliche klatschen in die Hände, und zwar synchron. Nicht beim vierten Anlauf, sondern auf Anhieb. Das ist beeindruckend und zeugt von dem hohen Aufmerksamkeitslevel, das in diesem Raum von Beginn an herrscht. Überhaupt funktioniert in diesem ersten Teil der Probe alles sehr gut, was mit Rhythmus zu tun hat, mit Puls und direkter Körperlichkeit. Nicht umsonst heisst eines der bekanntesten musikalischen EducationProjekte, 2003 in Berlin durchgeführt und verfilmt, Rythm Is It!. Etwas mehr Unsicherheit ist zu spüren, wenn die Stimme dazukommt, dieses sehr persönliche Instrument, das sich bei jedem und jeder Einzelnen in diesem Raum schon ganz unterschiedlich anhört, wenn es nur darum geht – «eins, zwei, eins, zwei...» – durchzuzählen und den Kreis in verschiedene Gruppen aufzuteilen. Das anschliessende gemeinsame Summen klingt zunächst wie ein avantgardistisches Viertelton-Cluster, bevor es sich allmählich auf einer gemeinsamen Tonhöhe einschwingt. Und nach einigem Probieren erklingt sogar ein Dur-Dreiklang. Das sei ihnen heute zum ersten Mal gelungen, erzählt Simon, der Musiker, später und freut sich sichtlich.

Nach der Pause ist dann erst einmal Logistik gefragt. Die Jugendlichen sollen jetzt in einzelnen Gruppen selbständig arbeiten und verteilen sich ins Foyer, auf die Bühne und in die Nebenräume des Gemeindesaals. Eine Lehrperson hat eine Schachtel mit Manuskripten mitgebracht. «Entscheid di eifach! oder Willkommen im Candy-Land!» steht als Titel vorne drauf. Es ist der Text, den die Schülerinnen und Schüler zusammen mit dem Coach Andreas Sauter entwickelt haben. Der Text ist so angelegt, dass er chorisch gesprochen werden kann. Im Zentrum stehen also nicht einzelne Figuren, sondern Schwärme, bei denen potenziell alle Schülerinnen und Schüler den Lead übernehmen können. Diese Gruppendramaturgie war Andreas Sauter, der dem Text den finalen Schliff gegeben hat, wichtig. Mit den Figuren des Andersen-Märchens hat das Stück nichts mehr zu tun. Die fantastischen Figuren begeben sich hier auf eine gemeinsame Reise voller Gefahren und Entscheidungen – die anders als die der Kleinen Meerjungfrau aber kein trauriges Ende findet, sondern positiv ausgeht. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Auf der Probe memorieren «Waisenmädchen», «Kannibalen» und «normale Jugendliche» ihre Texte zunächst in Kleingruppen, bevor sie ganze Szenen zusammensetzten – und man merkt, dass hier noch viele Wiederholungen nötig sind, damit der Text an Lebendigkeit und Bildhaftigkeit gewinnt. In einer Gruppe wird gerade gar nicht geprobt. Hier stellt sich nun doch die Sinnfrage: «Warum soll gerade ich diesen Text sprechen? Ich will das nicht…» Mehr Drive ist bei der Gruppe vorhanden, die an einer Choreografie arbeitet: Während sie die Bewegungsabläufe wiederholt und präzisiert, ist sie laut am Zählen, denn für die Musik zum Projekt wird vorerst noch im Saal nebenan geprobt. Dort hat sich eine grosse Gruppe hinter den verlockenden DJ-Pults verschanzt, doch der Musikalische Leiter versammelt die Jugendlichen zunächst einmal im Kreis und dann an der Seitenwand des Saals und gibt ihnen jeweils zwei Schlegel in die Hand. Die Rhythmen, die er vorgibt, werden jetzt komplexer – und die Gesichter der Schülerinnen und Schüler deutlich angestrengter…

Am Ende dieser Kleingruppenarbeit, in der Eigeninitiative, Kreativität und Mut gefragt sind, kommen noch einmal alle zusammen in den Kreis. Jetzt wird die Lautstärke am DJ-Pult richtig hochgefahren. Ein Bass wummert. Und alle Entscheidungsfragen, die noch beantwortet werden müssen, treten in den Hintergrund. Zum Schluss darf die ganze überschüssige Energie rausgetanzt werden. Und die Freude, die in diesem Moment zu erleben ist, lässt schon erahnen, wie gross der Stolz und die Erleichterung sein werden, wenn im Juli alle Fäden dieses Projekts auf der Studiobühne im Opernhaus Zürich zusammenlaufen.

Dieser Artikel ist erschienen in MAG 123, Mai 2025.
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Fotogalerie

 

#Entscheide dich! 2025

© Fotos: Maria Cheilopoulou

Biografien


Andreas Sauter, Stück-Entwicklung / Co-Regie

Andreas Sauter

Geboren in Zürich, studierte Andreas Sauter «Szenisches Schreiben» an der Hochschule der Künste Berlin. Seit seinem Abschluss 2002 lebt und arbeitet er als Autor und Regisseur für Theater und Hörspiel in Berlin und leitet Schreibworkshops und Stückentwicklungen im gesamten deutschsprachigen Raum. Als Einzelautor, sowie in Co-Autorenschaft mit Bernhard Studlar, entstanden über 20 Stücke und Hörspiele, die national und international aufgeführt und mehrfach ausgezeichnet wurden. Von 2015 bis 2022 war Andreas Sauter Künstlerischer Leiter des Dramenprozessors am Theater Winkelwiese Zürich, einem Förderprogramm für neue Dramatik.

#Entscheide dich!03, 04, 05, 06, 08 Jul 2025


Simon Wehrli, Choreografie / Co-Regie

Simon Wehrli

Simon Wehrli (Schweiz / Slowenien) begann seine Karriere als Musiker, besuchte anschliessend die Accademia Teatro Dimitri in Verscio (CH) und studierte zeitgenössischen Tanz bei Trinity Laban London (UK). Simon tourte mit Collettivo Spettatori, 50collective und Sons of Sissy/Simon Mayer durch Europa, die USA und Afrika. Als Tänzer, Schauspieler und Musiker arbeitete er unter anderem für Choreografen in London, New York, Brüssel, Porto, Zürich, Basel und Wien.

Simon unterrichtet Tanz im In- und Ausland, ist Gastdozent im Bachelor für Tanz der Manufacture Lausanne und involviert in eigene Produktionen und Kollaborationen (u.a. Križaj/Wehrli/Gisler, Ælia art collective). Zudem hat er in den letzten Jahren vermehrt auch Stücke mit Kinder und Jugendlichen entwickelt.

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Simon Wunderlin, Musikalische Leitung

Simon Wunderlin

Simon Wunderlin ist Multi-Instrumentalist, Toningenieur, Komponist und Musikpädagoge. Als Musikgeragoge und Musikvermittler arbeitet er zusammen mit dem Luzerner Sinfonieorchester, dem Opernhaus Zürich, Silberbüx macht Schule und Bildung & Kultur – die Wunderlinie. Er liebt es, zusammen mit Menschen Dinge zu bauen, die es vorher noch nicht gab. Seine Projekte erreichen Menschen aller Altersgruppen und mit Beeinträchtigungen. Hochschulen laden ihn regelmässig ein, um sein Fachwissen zu vermitteln. Künstlerisch ist er mit Simon in Wonderland, dem Duo Hess & Wunderlin und Stimmenfeuer PURA aktiv.

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Elisa Alessi, Ausstattung

Elisa Alessi

Elisa Alessi, 1981 in Basel geboren, lebt in Zürich und arbeitet als freie Szenografin, Bühnenbildnerin, Kostümbildnerin, Innenarchitektin und im Objektdesign. 2008 hat sie das Studium der Innenarchitektur und Szenografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel mit der Abschlussarbeit bei Frédéric Dedelley abgeschlossen. Im Bereich Innenarchitektur und Design arbeitete sie im Studio Hannes Wettstein und bei Ushi Tamborriello. Nach einer Regie- und Bühnenbildhospitanz bei Andreas Herrmann und Max Wehberg am Luzerner Theater war sie von 2010 bis 2013 am Konzert Theater Bern als Bühnenbildassistentin tätig. Viele Arbeiten im Bereich Schauspiel, Tanz und Musiktheater entstanden am Konzert Theater Bern, am Theater Orchester Solothurn, am Deutschen Theater Göttingen sowie in der freien Theaterszene (Theater am Hechtplatz in Zürich, Schlachthaus Bern, Theater Roxy Basel). Sie arbeitete unter anderem mit den Regisseur:innen David Benjamin Brückel, Olivier Keller, Jan Stephan Schmieding, Ragna Guderian, Katharina Ramser, Dieter Kaegi und Volker Hesse sowie den Choreografinnen Cathy Marston und Tabea Martin. Am Opernhaus Zürich schuf sie die Bühnenbilder für Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse (2018) und Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer (2023).

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Roger Lämmli, Produktionsleitung

Roger Lämmli

Roger Lämmli, ursprünglich Sekundarlehrperson, bildete sich bei Till Theaterpädagogik (ZHdK) zum Theaterpädagogen weiter und studierte Französisch an der Université de Neuchâtel. Seit 16 Jahren arbeitet er am Opernhaus Zürich, ist dort Leiter der Musik­theaterpädagogik und war während zwölf Jahren Präsident des Vereins kulturvermittlung-zh. Er entwickelt unterschiedliche Vermittlungsformate für verschiedene Altersstufen, erarbeitet partizipative Produktionen für Kinder wie Märchen auf dem Klangteppich, Musikgeschichten und imprO-Opera, macht Stückentwicklungen mit Jugendlichen und realisiert als Produktionsleiter verschiedene #-Education-Projekte mit Schulklassen am Opernhaus Zürich.

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