Lucia di Lammermoor
Dramma tragico in drei Akten von Gaetano Donizetti (1797-1848)
Libretto von Salvatore Cammarano nach dem Roman «The Bride of Lammermoor» von Sir Walter Scott
In italienischer Sprache mit deutscher und englischer Übertitelung. Dauer 2 Std. 50 Min. inkl. Pause nach dem 1. Teil nach ca. 1 Std. 25 Min. Werkeinführung jeweils 45 Min. vor Vorstellungsbeginn.
Vergangene Termine
Mai 2022
Juni 2022
Gut zu wissen
Ab Freitag, 1. April entfällt die Maskenpflicht für das Publikum in allen Vorstellungen und Veranstaltungen im Opernhaus Zürich. Mehr Infos finden Sie hier.
Lucia di Lammermoor
Kurzgefasst
Lucia di Lammermoor
Die Uraufführung von Donizettis Lucia di Lammermoor 1835 war einer der grössten Triumphe, den das neapolitanische Theater je erlebt hatte. Grossen Anteil an diesem bis heute anhaltenden Erfolg hatte Lucias berühmte Wahnsinnsszene, eine der berührendsten Opernszenen überhaupt, deren Gestaltung für die Sängerin der Titelpartie musikalisch und darstellerisch eine immense Herausforderung bedeutet. In der Wiederaufnahme der Inszenierung von Tatjana Gürbaca ist die amerikanische Sopranistin Lisette Oropesa Lucia. Sie hat mit dieser Partie am Royal Opera House London und am Teatro Real in Madrid das Publikum begeistert. Als ihr Geliebter wird Benjamin Bernheim zu hören sein, dessen internationale Karriere einst im Opernstudio der Oper Zürich begann. Am Pult der Philharmonia Zürich steht Dirigent Andrea Sanguineti, der als Dirigent der Verdi- Gala 2020 seinen erfolgreichen Einstand in Zürich gab.
«Liebe, zerstörerisch-heftige Liebe, ohne die jede Oper kalt bleiben muss»: Das war es, was Donizetti von einem Opernstoff forderte – und das war es auch, was ihm der Roman The Bride of Lammermoor von Walter Scott in höchster Intensität lieferte: Lucia hat sich in Edgardo verliebt, den Todfeind ihres Bruders Enrico. Edgardo ist bereit, den Hass zwischen den Familien zu überwinden, doch Enrico ist vor Wut ausser sich, als er von der Liebe seiner Schwester zu Edgardo erfährt. Lucia soll den reichen Arturo Bucklaw heiraten, von dem sich ihr Bruder die Sicherung der eigenen, von Schulden bedrohten Existenz erhofft. Am Schmerz über ihre ungelebte Liebe zerbricht Lucia. Ihrer Sinne nicht mehr mächtig, wird sie zur Mörderin und ihr eigener Tod zur einzig möglichen Befreiung aus einer ausweglosen Situation.
Gespräch
Eine Frau begehrt auf
In Gaetano Donizettis Oper «Lucia di Lammermoor» geht es um mehr als Belcanto und virtuose Stimmen: Das Stück wirft einen Blick in die emotionalen Abgründe zerrütteter Familienverhältnisse und porträtiert eine junge Frau, die im Wahnsinn zur Selbstbestimmtheit findet. Ein Gespräch mit der Regisseurin Tatjana Gürbaca über ihre Lesart von Donizettis bekanntester Oper.
In Donizettis Oper «Lucia di Lammermoor» hat sich die Titelfigur Lucia heimlich mit Edgardo verlobt, dem Todfeind ihrer Familie; nun soll sie jedoch mit dem reichen Arturo Bucklaw verheiratet werden, um den Niedergang der Familie aufzuhalten und ihrem Bruder Enrico wieder zu Ansehen zu verhelfen. Wer ist diese Lucia?
Das Besondere an dieser Oper ist ja erst einmal, dass hier eine Schamlose, eine Verrückte, zur Heldin und Sympathieträgerin wird. Man kann sich fragen, wieso Lucia uns gerade in ihrem Wahnsinn so berührt. Am Ende sind zwei Familien ruiniert, ein Mann hat Suizid begangen, ein anderer wird in der Hochzeitsnacht von der eigenen Braut ermordet, und diese sitzt im blutigen Nachthemd zwischen ihren Gästen und träumt das grosse Liebesglück. Und dennoch steckt in dieser Geschichte offenbar etwas, das so zeitlos, so unabgegolten ist, dass man sie sich auch als Hitchcock-Film, Graphic Novel, als Mafia-Geschichte, Western oder im historischen Japan vorstellen könnte.
Lucias Verrücktheit, ihr Aus-der-Welt-Treten öffnet auch uns die Augen für die Realität, in der sie sich bis dahin befand. Wir verstehen sie, weil Mord und Wahnsinn Befreiungsschläge sind und es schon vorher immer wieder Momente gab, in denen man sich fragen musste, wer eigentlich verrückt spielt: Lucia oder die Welt um sie herum? Und weil sie uns vor Augen führt, dass es kein richtiges Leben im falschen geben kann.
Donizettis Oper geht auf einen Roman von Walter Scott zurück. Was für eine Zeit wird in diesem Roman beschrieben?
Die Zeit, in der die Geschichte in der Romanvorlage spielt, ist die Zeit der Cromwell-Herrschaft. Die Konflikte, die England, Irland und Schottland gerade in den Glaubenskriegen ausgefochten haben, gehen über Glaubensthemen weit hinaus und lassen die Parteien auch noch in der Folge mit grösster Erbitterung aufeinandertreffen. Freunde werden von einem Tag auf den anderen zu Feinden, ganze Familien sind mit einem Schlag ruiniert. Kulturgeschichtlich ist diese Ära interessant, weil sie im Denken der Gesellschaft einiges verändert: in der Einstellung zu Reichtum und Erwerbsarbeit zum Beispiel, im Verhältnis zwischen Adel und Bürgertum, in der Haltung zur Nation, im Bildungssystem, in der Wahrnehmung von Individualität und im Leben der Frauen. Ein schönes Beispiel für diese Entwicklung findet sich in der Oper im Dialog zwischen Lucia und dem Hausgeistlichen Raimondo. Raimondo bittet Lucia, endlich in die geplante Heirat einzuwilligen, und Lucia sagt plötzlich mit dem Selbstbewusstsein eines neuen Zeitalters: Ich werde die Familie retten! Das ist aber gar nicht das, wozu sie gebeten ist; sie ist aufgefordert, sich zu opfern. Das ist ein grosser Unterschied. Der Frau wird (noch) nicht zugestanden, selbst aktiv zu werden. Aber opfern soll sie sich sehr wohl, und sie soll passiv alles hinnehmen, was über sie verfügt wird. Dagegen begehrt Lucia auf.
Als sie keinen anderen Ausweg mehr sieht, nimmt Lucia zwar hin, was über sie verfügt wird und willigt in die Hochzeit ein – sie wird aber in der Hochzeitsnacht wahnsinnig und bringt ihren Bräutigam Arturo um.
Es gibt eine Vorgeschichte, die in der Oper nur am Rande erzählt wird. Daraus geht hervor, dass Edgardo und Lucia sich von früher kennen. Lucia war eines Tages von einem wilden Stier angegriffen worden; Edgardo hat sie damals offenbar beschützt und diesen Stier umgebracht. Natürlich haben wir uns sofort gefragt, wo in Schottland wilde Stiere herkommen – das Hochlandrind gilt ja eher als gutmütig... Das hat uns zu der Frage geführt, was genau in dieser Familie vorgefallen ist, wovor dieses kleine Mädchen Lucia eigentlich beschützt werden musste. Offenbar gibt es in Lucias Kindheit ein Trauma. Ein Erlebnis auch, auf das sie und Edgardo immer wieder zurückkommen.
Überhaupt spürt man an jeder Stelle, dass hier von einer jüngeren Generation die Rede ist, deren Leben von der Vätergeneration schon verbrannt wurde. Lucia, ihr Bruder Enrico und Edgardo tragen die Last dessen, was ihre Vorfahren verschuldet haben, immer noch auf den Schultern. Sie hassen einander und wollen Rache üben für längst Vergangenes.
Diese Familiengeschichte, die eingebettet ist in einen grösseren politischen Kontext, ist zeitlos. Das trifft uns ganz direkt.
Was erfahren wir über diese Elterngeneration?
Wir wissen, dass die Familie Lucias und Enricos, die Ashtons, zunächst vom Bürgerkrieg profitiert haben. Ihnen fielen die Besitztümer der Ravenswoods zu, die offenbar auf der Seite Maria Stuarts gekämpft haben. Edgardo spricht davon, dass er sich der Opposition in Frankreich anschliessen möchte.
Nun sind die Ashtons aber ebenfalls im Niedergang. Die Tatsache, dass die Oper in einer Zeit spielt, in der die Beziehung von Vater und Sohn sehr hochgehalten wird, und zwar als innige Freundschaftsbeziehung, findet in dem verzweifelten Versuch Enricos, in die Fussstapfen seines Vaters zu treten, einen Widerhall. Es gibt aus der Renaissance innige Briefwechsel zwischen Vätern und Söhnen, nicht aber zwischen Müttern und Töchtern. Dazu passt, dass Lucias verstorbene Mutter im Roman von Walter Scott als eiskalte, machtbesessene Frau beschrieben wird, die zwar Geld und Titel in die Familie eingebracht hat, aber wenig Liebe oder Interesse für die eigenen Kinder.
Was bedeutet Lucias Tod angesichts all dieser Prägungen und Verstrickungen? Lässt sich diesem Tod etwas Positives abgewinnen?
Unbedingt. Die Welt, in der Lucia lebt, ist ja nicht auszuhalten. Mit ihrem Tod tritt sie aus der Welt. Und die Oper endet ja nicht nur mit ihrem Tod, Edgardo folgt ihr. Man hat das Gefühl, als würden diese beiden Figuren einen anderen Raum betreten und entscheiden, sich dem ganzen Wahnsinn zu entziehen.
Steckt für dich in diesem Stück auch eine Art Utopie?
Ich würde gar keine Oper anfangen, wenn ich nicht das Gefühl hätte, da steckt auch ein bisschen Utopie drin!
Ist «Lucia di Lammermoor» also mehr als ein Vehikel für Belcanto-Sängerinnen, um ihre Virtuosität unter Beweis zu stellen?
Es ist absolut faszinierend, wie man in dieser Oper an jeder Stelle spürt, dass die Koloraturen eben nicht einfach Dekoration und nur schöne Musik sind, sondern Inhalt und Substanz haben. Im Gesang steckt die Möglichkeit, sich in dieser verrückten Welt einen Platz zu schaffen, sich seine Freiheit zu erobern, Widerstand zu leisten, sich als Individuum zu behaupten, mit der Geschichte und dem Schmerz, den man in sich trägt. Lucia erhebt ihre Stimme. In ihrer Wahnsinnsarie schafft sie es, über ihren persönlichen Schmerz hinauszugehen und aufzuzeigen, was in dieser Welt alles nicht gut ist. Es ist wie ein Freilegen von Strukturen. Es gibt ja Chaos-Theorien, die besagen, Chaos sei nur die Überlagerung verschiedener Ordnungen. So ähnlich empfinde ich auch dieses Stück: Es gibt ganz viel, das sich gegenseitig überlagert, immer nur in halben Sätzen auftaucht und nie ganz ausgesprochen wird. Erst in diesem Wahnsinn kurz vor Schluss des Stückes wird alles offengelegt.
Du hast gesagt, die Welt, in der Lucia lebt, ist nicht auszuhalten. Ist sie für Lucias Wahnsinn mitverantwortlich?
Der Wahnsinn steckt in einer Gesellschaft und in einem Land drin, in dem es einen Bürgerkrieg gegeben hat. Das ist etwas völlig anderes, als wenn zwei Länder gegeneinander kämpfen. Im eigenen Land können sich plötzlich die Menschen, die früher Nachbarn waren, nicht mehr in die Augen schauen, nicht mehr miteinander reden, plötzlich ist so viel Hass da.
Jeder strampelt verzweifelt, um den eigenen Stand zu erhalten, selbst innerhalb der Familie wird darum gekämpft, wer eigentlich der nächste Boss wird. Und ob Enrico überhaupt geeignet ist, diese Familie in eine rosige Zukunft zu führen? Vielleicht wäre ja Normanno, der offenbar zu brutaleren Methoden fähig ist, das bessere Familienoberhaupt?
Und dann holt man einen Bräutigam von ausserhalb, der das grosse Geld bringen soll, aber dieses Land gar nicht versteht. Er kommt dort hin wie ein Fremder, wie ein Tourist. Man empfängt ihn mit offenen Armen, weil man das Geld braucht, aber den Menschen verachtet man im Grunde zutiefst.
Dazu kommt, dass Lucia kaum je Privatheit zugestanden wird….
Ja, sie steht unter Beobachtung, so wie hier überhaupt jeder jeden bespitzelt. Gleich zu Beginn erleben wir, dass der ganze Herrenchor Enrico erzählt, wie sich Lucia in Edgardo verliebt hat. Das junge Mädchen ist offenbar die ganze Zeit belauscht worden. Ohne ihre Anstandsdame Alisa kann Lucia keinen Schritt machen, und selbst die vermeintliche Vertrauensperson Raimondo stellt sich auf die Seite des Bruders und setzt Lucia mit Argumenten der Religion unter Druck. Das sind Zustände zum Wahnsinnigwerden! Um Lucia herum läuft diese ganze perfekt schnurrende Hochzeitsmaschine, ohne dass sie etwas davon weiss. Gerade noch fordert ihr Bruder Enrico, sie solle ihn durch eine Heirat retten, und plötzlich sind die Gäste schon vor der Tür.
Wie bringt ihr diese beengte Welt auf die Bühne?
Mit dem Team Klaus Grünberg, Anne Kuhn und Silke Willrett arbeite ich schon sehr lange zusammen. Was ich an Klaus’ Räumen so liebe, ist, dass sie die Fähigkeit haben, ganz real zu sein, aber auch plötzlich abheben und schweben können. Dann werden die Räume zu inneren Räumen, wo Zeit und Raum auf eine verblüffende Art und Weise miteinander verknüpft werden. Unsere Bühne ist wie eine kleine Zauberkiste. Man kann sie zunächst begreifen als eine labyrinthische Architektur, man kann bestimmte Wechsel in dieser Drehbühne aber auch als einen Sprung in der Zeit verstehen. Es wird viel aus der Erinnerung heraus erzählt und an einigen wenigen Stellen sogar in die Zukunft gedacht. Wir schauen im Grunde immer in denselben Raum, aber mit leichten Verschiebungen.
Wie gesagt: In der Cromwell-Zeit und danach hat sich das Individuum ganz neu entdeckt und definiert. Individualität spielt plötzlich eine ganz andere Rolle. Es ist auch die Zeit, in der das Kabinett sehr wichtig wird und der versteckte Garten, weil das die Orte sind, an denen man seine Individualität pflegen und sich heimlich begegnen kann.
Diese auf den ersten Blick realistischen Räume können also auch ins Surreale kippen…
Das ist es doch, was die Oper zu einer ganz besonderen Kunstform macht: Oper lässt durch die Musik Zeit ganz anders fliessen. Manchmal passiert in wenigen Minuten und wenigen Takten sehr viel, manchmal ist es aber auch so, dass Musik den Figuren Raum gibt, nach innen zu schauen und an einem Gedanken länger festzuhalten. Das ermöglicht es, etwas über die inneren Zustände der Figuren zu erzählen, vielleicht sogar über eine surreale Szene den inneren Raum einer Figur zu betreten und durch ihre Augen zu blicken oder über die Erinnerung der Figur etwas darüber zu verstehen, was in diesem Moment für sie so schmerzhaft ist.
Auch für das Kostüm hat uns diese Art der Offenheit interessiert. Auch wenn wir die Figuren von heute aus denken, fanden wir es wichtig, mit Hilfe des historischen Zitats eine weitere Dimension zu eröffnen.
Lucia wird wahnsinnig und ersticht ihren Bräutigam. Sie ist also nicht nur eine psychisch kranke Frau, sondern eine Mörderin. Wie kommt es also, dass wir sie trotzdem als Opernheldin so lieben?
Ja, Lucia wird zur Täterin, aber auch die anderen Figuren sind sowohl Täter als auch Opfer. Das macht die Sache so faszinierend und auch so tragisch – niemand kann aus seiner Haut. Enrico, der seiner Schwester das alles antut, ist genauso hilflos und verzweifelt wie sie. Man spürt an vielen Stellen, dass er eine grosse Liebe und Zärtlichkeit für sie hat und dass er sich auch ein besseres Leben für sie wünschen würde. Donizetti zeigt wunderbar, was für ein Druck auf Enrico liegt, und dass er der Verantwortung eigentlich nicht wirklich gewachsen ist. Ein japanischer Modedesigner hat mal gesagt, er würde gern mit seiner Mode erreichen, dass die Frauen immer gleichzeitig sehr zerbrechlich und sehr stark wirken. Lucia ist auch beides. Sie ist sehr angreifbar, sehr allein in diesem Leben, sehr zerbrechlich; gleichzeitig hat sie aber auch einen unglaublich starken Willen und eine grosse innere Kraft. In ihrem Wahnsinn steckt auch eine Klarsicht, Hellsicht, eine uralte Weisheit. Die Strukturen bringen Lucia zum Zusammenbrechen, aber gleichzeitig muss auch alles um sie herum zusammenbrechen. Das ist es, was wir an dieser Figur so lieben: Sie gibt sich nicht zufrieden, fügt sich nicht passiv in ein Schicksal, sondern kämpft dagegen an.
Das Gespräch führte Beate Breidenbach
Making of
Anstatt einer Einführungsmatinee haben wir diesmal für Sie ein «Making of» zu unserer Neuinszenierung «Lucia di Lammermoor» gedreht: In Interviews mit Dirigentin Speranza Scappucci, Regisseurin Tatjana Gürbaca, Bühnenbildner und Lichtdesigner Klaus Grünberg und Kostümbildnerin Silke Willrett erfahren Sie alles zur Konzeption dieser Neuproduktion, und in zahlreichen Probenausschnitten können Sie den Künstlerinnen und Künstlern bei der Arbeit zuschauen.
Auf der Couch

In Don Pasquale lässt Donizetti die Liebe durch eine Intrige siegen. Das romantische Paar spielt mit den feudalen Traditionen und setzt sie ausser Kraft. Am Ende darf der vertrottelte Patriarch froh und dankbar sein, den Ansprüchen einer kecken jungen Frau zu entkommen.
Lucia will sich ihrer Liebe hingeben, die sich einer Familienfehde widersetzt. Aber sie kann nicht gewinnen. Ihr Bruder und ihr Lehrer verraten sie. So siegt am Ende die Rache über eine Liebe, die versprochen hatte, sie ausser Kraft zu setzen. Lucia wird im Wahnsinn selbst zur Rachegöttin.
Man könnte behaupten, dass die Begabung zur Rache den Menschen vom Tier unterscheidet. Sie gleicht in diesem Punkt der ebenfalls typisch menschlichen Entscheidung, ein Werkzeug festzuhalten. Menschenaffen lassen den Knüppel wieder fallen, mit dem sie ein Raubtier vertrieben haben. Der Mensch beschliesst, ihn nicht mehr loszulassen, wie er auch die Kränkung nicht mehr loslassen kann – obwohl er doch weiss, dass seine Rache mit dem Feind oft auch ihn selbst zu vernichten droht. Der erniedrigte Sklave träumt davon, seine Schmach «mit Blut abzuwaschen». Der geprügelte Hund ist Realist, er wartet, dass Herrchen wieder den Fressnapf füllt.
Im 19. Jahrhundert beginnt die Aufklärung, das Prinzip der Rache zu reflektieren und auch zu kritisieren. Ein Schlüsseltext ist hier Heinrich von Kleists Michael Kohlhaas mit der Frage, ob eine so gute Eigenschaft wie der Gerechtigkeitssinn einen bisher tugendhaften Menschen in einen Mordbrenner verwandelt kann. Die bürgerliche Gesetzgebung verbietet das Duell, in dem Beleidigungen gerächt werden, und monopolisiert die Gewalt. Das Thema prägt nun die populären Romane: Prosper Mérimée, Karl May, Alexandre Dumas und Walter Scott variieren es in allen möglichen Gestalten, bevorzugt in den dark and bloody grounds, sei es der Geografie, sei es der Geschichte. Die Blutrache der Clans, vor deren Hintergrund Walter Scott das tragische Schicksal Lucias stellt, ist ein dämonisches Überbleibsel, eine Kulisse des Archaischen, vor der sich im Roman des 19. Jahrhunderts die individualisierte Liebe entfaltet. Lucia hat sich in Edgar verliebt und ihm Treue geschworen. Edgar hat sie aus Todesgefahr errettet, einen wilden Stier erschlagen, der die am Grab der Mutter trauernde Jungfrau angriff. Ihre Liebe ist so innig, so umfassend, dass sich Edgar anstecken lässt und sein Rachewunsch gegen Lucias Bruder verstummt, seinen Erzfeind, der ihm den Vater und den Besitz geraubt hat. Lucia und Edgar schwören sich ewige Treue und tauschen Ringe, als Edgar Lucia für eine politische Mission verlässt, die ihn nach Frankreich führt.
Lucias Bruder Lord Ashton tut nun alles, um seine Schwester gegen Edgar einzunehmen. Er fälscht Briefe, die belegen sollen, dass Edgar in Frankreich eine andere geheiratet hat. Er bedrängt Lucia, ihm durch eine arrangierte Ehe in politischer Gefahr beizustehen, denn er hat auf die falsche Partei gesetzt und muss um seine Güter fürchten. Sie soll Lord Arturo Bucklaw heiraten, einen angesehenen Adeligen, der die Ashton drohende, königliche Ungnade aufheben kann. Lucia steht zwischen ihrem Bruder und der Treue zu ihrem verleumdeten Verlobten. Der Bruder droht, allein ihre Ehe mit Arturo können ihm das Leben retten. Auch ihr vertrauter Lehrer, der fromme Raimondo, rät ihr dringend, sich für die Interessen des Clans zu opfern. Von allen Seiten bedrängt, erklärt sich Lucia endlich nach langem Zögern, tief traurig und verstört zum Treuebruch bereit, den ihr Raimondo schönredet: Was kein Priester gesegnet hat, das gilt auch nicht! Zur Hochzeit erscheint Edgar. Er ist aus Frankreich zurückgekehrt und muss zur Kenntnis nehmen, dass Lucia den Ehevertrag eigenhändig unterschrieben hat.
Während Lucia lange grübelte und immer noch unsicher ist, will Edgar von Aufklärung nichts wissen, fragt nicht nach Gründen, schneidet Lucia das Wort ab, weiss gleich Bescheid. Er hat im Nu das Reich der Empathie wieder verlassen und ist wieder zuhause in Rache und Wut. Er fordert seinen Ring zurück, tritt ihn in den Staub und verflucht Lucias Untreue. Raimondo hindert die rasch wieder von Erzfeindschaft und Blutrache besoffenen Männer mit Mühe daran, sich schon während der Hochzeitsfeier totzuschlagen. Edgar entkommt und bereut den Verrat an der Liebe zu Lucia. Lucia tötet ihren Bräutigam Arturo Bucklaw in der Hochzeitsnacht mit dessen eigenem Schwert. Sie stirbt im Wahnsinn; auf diese Nachricht hin erdolcht sich Edgar.
Liebe siegt über die Rache, Verrat über die Liebe, niemand scheint zu begreifen, was allein Lucia vertritt: Durch Blutvergiessen wird nichts abgewaschen, im Gegenteil. Lucia di Lammermoor ist keine Geschichte für zarte Nerven. Lucias Wahnsinn lässt an den Satz von Lessing (in Emilia Galotti) denken: «Wer über gewisse Dinge seinen Verstand nicht verlieret, der hat keinen zu verlieren.» Das Zitat passt fatal genau, denn auch in Lessings Tragödie geht es um den Widerspruch zwischen korrupter Macht und Empathie. Lucia hat eine Menge Mut und Verstand zu verlieren; in ihrer wilden Tat wird man mit dem heute möglichen, kritischen Blick auf eine von Männern dominierte Welt eine wütende Gerechtigkeit sehen. Arturo ist kein zufälliges Opfer, er steht für die rücksichtslose Machtgier und dumme Kränkbarkeit der beiden anderen Männer, des Bruders und des Geliebten.
Alle drei haben nicht die geringste Ahnung von den Empfindungen der Frau, derer sie sich bemächtigen wollen. Am Ende trifft das Schwert den, an dem Lucia am wenigsten hängt und der ihr mit den ekelhaftesten Gründen auf den Leib rückt. Nur im Wahnsinn kann Lucia klarstellen, wie sehr ihr die blinde Rachsucht und das Intrigenspiel um sie herum auf die Nerven gehen. Als es zu spät ist, begreifen die Männer, was sie angerichtet haben, und es tut ihnen fürchterlich leid. Auch das kommt uns bekannt vor.
Donizetti hat Lucias Wahnsinn eine der schönsten Arien der Operngeschichte gewidmet, in der sich der Zauber ihrer unsterblichen Liebe manifestiert. Die romantische Liebe ist unzerstörbar, weil sie auch noch in ihrer absoluten Niederlage triumphiert.
Text: Wolfgang Schmidbauer, Psychoanalytiker und Buchautor
Illustration: Anita Allemann
Biografien

Andrea Sanguineti, Musikalische Leitung
Andrea Sanguineti
Andrea Sanguineti studierte Klavier und Komposition am Konservatorium in Genua, Dirigieren an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien sowie am Mailänder Konservatorium Giuseppe Verdi. Anschliessend wurde er als Korrepetitor an die Opéra national du Rhin nach Strassburg engagiert. Sein Debüt gab er am Pult des Staatsorchesters Hannover und war seitdem mit Neuproduktionen, Wiederaufnahmen und Konzerten in vielen Städten verpflichtet, u.a. an der Oper Köln, Deutschen Oper am Rhein, Oper Leipzig, Aalto Theater Essen, Teatro Nacional Sao Carlos in Lissabon, Oper Graz, Oper Chemnitz, Landestheater Innsbruck, Teatro Massimo Bellini Catania, Teatro Carlo Felice Genova sowie beim Radio Symphonie Orchester Wien und beim Bejing Music Festival in China. Er war bis Ende der Spielzeit 2018 Generalmusikdirektor der Neuen Lausitzer Philharmonie und des Theaters Görlitz, wo er in seiner 5-jährigen Tätigkeit zahlreiche Premieren und Konzertserien dirigierte. Sein Repertoire reicht von den italienischen Belcanto-Opern über Verdi und Puccini bis zu den deutschen Musikdramen, darunter Tannhäuser, Der Fliegende Holländer und Tristan und Isolde. Dabei hat er mit renommierten KünstlerInnen gearbeitet, u.a. mit Maria Agresta, Annette Dasch, Bryan Hymel, Michael Spyres, Quinn Kelsey, Lucio Gallo, Franco Farina, Fabio Armiliato und Alexander Vinogradov. Er ist ebenso auf der Konzertbühne zuhause und hat sich ein breitgefächertes Repertoire von den Sinfonien von Beethoven bis Brahms über Messiaens Turangalîla-Sinfonie, Skrjabins Prométhée. Le Poème du feu oder das Concerto for Orchestra «Marco Polo» von Tan Dun erarbeitet.

Tatjana Gürbaca, Inszenierung
Tatjana Gürbaca
Tatjana Gürbaca studierte Regie an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in ihrer Heimatstadt Berlin und wurde 2000 beim internationalen Regiewettbewerb für Musiktheater in Graz mit dem Ring Award ausgezeichnet. Das Spektrum ihrer Produktionen reicht vom Barock (Purcells Dido and Aeneas in Baden-Baden) bis zu zeitgenössischen Musiktheaterwerken wie Dallapiccolas Il prigioniero (Volksoper Wien) oder Philippe Hersants Le moine noir (Uraufführung an der Oper Leipzig). Sie inszenierte einen Tschaikowsky-Zyklus an der Vlaamse Opera Antwerpen (Mazeppa, Eugen Onegin, Tsjarodejka). Weitere Engagements führten sie u.a. an die Staatsoper Unter den Linden sowie die Deutsche Oper in Berlin, die Oper Graz, das Stadttheater Bern, die Oper Novosibirsk, die Oper Oslo und ans Lucerne Festival. 2011–2014 war sie Operndirektorin am Staatstheater Mainz, wo sie u.a. Die verkaufte Braut, Salvatore Sciarrinos Macbeth, Un ballo in maschera und Alessandro Scarlattis Il primo omicidio overo Cain inszenierte. 2013 wurde von der Zeitschrift «Opernwelt» zur Regisseurin des Jahres gewählt. Zu ihren jüngsten Arbeiten zählen ein dreiteiliges Ring-Projekt und Alcina am Theater an der Wien, Lohengrin und Der Freischütz in Essen, Korngolds Die tote Stadt an der Oper Köln, Das schlaue Füchslein am Theater Bremen, Così fan tutte am Nationaltheater in Prag, Katja Kabanova an der Deutschen Oper am Rhein, Jenůfa am Grand-Théâtre in Genf und Ulisse an der Oper Frankfurt. Am Opernhaus Zürich inszenierte sie Rigoletto (2012/23), Aida (2013/14), Die Zauberflöte (2014/15), Werther (2016/17), La finta giardiniera (2017/18), Le Grand Macabre (2018/19) und Lucia di Lammermoor (2020/21).

Klaus Grünberg, Bühnenbild und Lichtgestaltung
Klaus Grünberg
Klaus Grünberg stammt aus Hamburg, studierte Bühnenbild bei Erich Wonder in Wien und ist seitdem als freier Bühnenbildner und Lichtdesigner an Theatern und Opernhäusern in Europa sowie in Kuwait und Buenos Aires tätig. Seit vielen Jahren arbeitet er mit dem Komponisten und Regisseur Heiner Goebbels sowie mit Tatjana Gürbaca und Barrie Kosky zusammen. Zu seinen letzten Arbeiten gehören Die Zauberflöte, Macbeth, Werther und Lucia di Lammermoor am Zürcher Opernhaus, Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny und der Berlin-Abend …und morgen könnt ihr mich! an der Komischen Oper Berlin, Ulisse an der Oper Frankfurt, Simon Boccanegra am Aalto Musiktheater Essen, Rusalka an der Staatsoper Hannover und L’incoronazione di Poppea am Theater Bremen. 1999 eröffnete Klaus Grünberg das MOMOLMA (museum of more or less modern art). Weitere Informationen und Bilder auf www.klausgruenberg.de

Silke Willrett, Kostüme
Silke Willrett
Silke Willrett studierte Bühnen- und Kostümbild bei Jürgen Rose und Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. 1999 schloss sie ihr Staatsexamen in Kunstgeschichte ab. Seit 2003 arbeitet sie als freie Bühnen- und Kostümbildnerin, häufig in Zusammenarbeit mit Marc Weeger. 2004 und 2007 wurde sie gemeinsam mit Marc Weeger als beste Bühnen- und Kostümbildnerin in «Die Deutsche Bühne» nominiert. Zu den Regisseur:innen, mit denen sie zusammenarbeitet, zählen unter anderem Andrea Breth (Eugen Onegin, Salzburger Festspiele, Katja Kabanova in Brüssel, Wozzeck an der Staatsoper Berlin, Prokofjews Der Spieler an der Niederländischen Oper in Amsterdam), Christof Nel (Simplicius Simplicissimus in Stuttgart und Frankfurt, Die Bakchen am Schauspielhaus Frankfurt, Kurzopern von Hans Werner Henze am Prinzregententheater München sowie Moses und Aron an der Deutschen Oper am Rhein), Tatjana Gürbaca (u.a. Rigoletto an der Oper Graz, Le Grand Macabre und Don Giovanni in Bremen, Werther, Manon und Un ballo in maschera am Staatstheater Mainz, Der fliegende Holländer an der Deutschen Oper Berlin, Tschaikowskis Mazeppa, Eugen Onegin und Tsjarodejka an der Vlaamse Opera Antwerpen, Carmen in Leipzig, Salome an der Deutschen Oper am Rhein, Rigoletto, Aida, Die Zauberflöte, Werther und Lucia di Lammermoor in Zürich, Manon in Nürnberg, Der Freischütz in Essen, Jenůfa in Genf) sowie Monique Wagemakers und Jan Essinger. Als Setdesignerin und Kostümbildnerin ist Silke Willrett zudem für Filmproduktionen in Stuttgart und Berlin tätig.

Janko Kastelic, Choreinstudierung
Janko Kastelic
Janko Kastelic ist seit Mai 2017 als Nachfolger von Jürg Hämmerli Chordirektor am Opernhaus Zürich. Der slowenisch-kanadische Pianist, Organist und Dirigent, studierte Komposition, Dirigieren und Musiktheorie an der University of Toronto, Faculty of Music. Nach seinem Studium zog es Janko Kastelic nach Europa, wo er unter anderem an der Pariser Opéra National als Korrepetitor und an der Wiener Staatsoper als Korrepetitor, zweiter Chordirektor und stellvertretender Leiter der Opernschule tätig war. Von 2008 bis 2011 war er Generalmusikdirektor und Operndirektor des Slowenischen Nationaltheaters Maribor. 2011 kehrte er nach Wien zurück, wo er an der Wiener Staatsoper die musikalische Leitung der Kinderopern Aladdin und die Wunderlampe und Die Feen übernahm. Von 2012 bis 2013 war er Gastchordirektor an der Staatsoper Hamburg und seit 2013 ist er künstlerischer Leiter des von ihm mitbegründeten CULTUREpoint Piran. 2015-17 war er an der Kammeroper des Theaters an der Wien als Studienleiter tätig. Ebenfalls seit 2015 ist er Kapellmeister der Wiener Hofmusikkapelle. Janko Kastelic hat sich als freischaffender Dirigent, Korrepetitor und Komponist neben der barocken Musik ebenfalls der modernen Musik gewidmet. Sein vielseitiges musikalisches Schaffen umfasst neben zahlreichen Arrangements auch Kompositionen von Pop- und Filmmusik sowie Solo- und Kammermusik. Es ist ihm ein Anliegen, junges Publikum für Musik zu begeistern und die Liebe zur Musik an die nächste Generation weiterzugeben.

Massimo Cavalletti, Enrico Ashton
Massimo Cavalletti
Massimo Cavalletti studierte in seiner Geburtsstadt Lucca und bildete sich danach an der Accademia della Scala weiter. Seit 2005 pflegt er eine enge Zusammenarbeit mit der Mailänder Scala, wo er u.a. als Figaro (Il barbiere di Siviglia), Schaunard und Marcello (La bohème), Enrico (Lucia di Lammermoor), Paolo Albiani (Simon Boccanegra), Don Parmenione (Rossinis L’occasione fa il ladro) und Rodrigo (Don Carlo), Ford (Falstaff) und Escamillo (Carmen) zu erleben war. Von 2007 bis 2012 war Massimo Cavalletti Ensemblemitglied am Opernhaus Zürich und war hier u.a. als Marcello (La bohème), Ruggiero (Halévys La Juive), Le Roi (Massenets Le Cid), Escamillo (Carmen), Paolo Albiani, Figaro (Il barbiere di Siviglia), Ford (Falstaff), Rodrigo und Severo (Poliuto) zu erleben. Ausserdem interpretierte er Marcello am Royal Opera House Covent Garden, Schaunard, Marcello, Escamillo und Lescaut in einer neuen Produktion von Manon Lescaut, die in Kinos in aller Welt übertragen wurde, an der Metropolitan Opera New York, Escamillo an der Wiener Staatsoper und am Gran Teatre del Liceu di Barcelona, Marcello und Ford (Falstaff) bei den Salzburger Festspielen, Ford und Marcello an der Oper Amsterdam, Enrico in Tokyo, Dresden und Hamburg, Belcore (L’elisir d’amore) beim Glyndebourne Festival, Lescaut (Manon Lescaut) an der Deutschen Oper Berlin und Paolo an der Staatsoper Berlin. Seine Diskographie umfasst DVDs von Produktionen aus Salzburg (La bohème), Zürich (Falstaff) und Mailand (Simon Boccanegra). Zu seinen jüngsten Auftritten gehören Sharpless (Madama Butterfly) an der Opéra de Monte-Carlo und David (L’amico Fritz) am Teatro del Maggio in Florenz.

Lisette Oropesa, Lucia, seine Schwester
Lisette Oropesa
Lisette Oropesa wurde in New Orleans, Louisiana, geboren und studierte Gesang an der Louisiana State University. Nachdem sie die Opera National Council Auditions der Met in New York gewonnen hatte, wurde sie ins Lindemann Young Artist Development Programm der Metropolitan Opera aufgenommen und gab dort im Alter von 22 Jahren ihr Debüt als Susanna in Le nozze di Figaro. Bald wurde sie regelmässig an die wichtigsten Opernhäuser der Welt eingeladen. Zu ihrem Repertoire gehören Violetta (Met, Teatro Real, Grand Teatre del Liceu, Teatro dell’Opera di Roma, Arena di Verona), Lucia di Lammermoor, Konstanze (Die Entführung aus dem Serail), Manon, Rodelinda und Marguerite (Les Huguenots). An der Met trat sie als Manon, Nannetta (Falstaff), Gretel (Hänsel und Gretel) und Susanna (Le nozze di Figaro) auf, an der Bayerischen Staatsoper und in Paris als Konstanze (Die Entführung aus dem Serail) sowie als Gilda (Rigoletto) an der Dutch National Opera, dem Teatro dell’Opera di Roma, der Los Angeles Opera, der Met, der Opéra National de Paris und dem Teatro Real. Am Glyndebourne Festival war sie als Norina (Don Pasquale) und am ROH in London in der Titelrolle von Lucia di Lammermoor zu erleben. Im Konzertbereich ist sie u.a. mit dem Concertgebouw Orchester, dem Philadelphia Orchestra und dem Chicago Symphony Orchestra aufgetreten, unter Dirigenten wie Riccardo Muti, Daniele Gatti, Fabio Luisi und William Christie. In der Spielzeit 2021/22 singt sie u.a. Händels Theodora im Rahmen einer europaweiten Tournée, Gilda am ROH in London, Giulietta (I Capuleti e i Montecchi) an der Scala sowie Konstanze und Lucia di Lammermoor an der Wiener Staatsoper.

Benjamin Bernheim, Edgardo di Ravenswood
Benjamin Bernheim
Benjamin Bernheim, französischer Tenor, studierte am Konservatorium Lausanne und war Mitglied des IOS am Opernhaus Zürich. Mit den grossen Tenorpartien des romantischen Repertoires ist er regelmässiger Gast an den renommiertesten Bühnen Europas, u.a. an der Opéra de Paris, der Wiener und der Berliner Staatsoper, am Teatro alla Scala und am Royal Opera House Covent Garden. 2020 wurde er bei den Victoires de la Musique classique als «Opernsänger des Jahres», vom französischen Kritikerverband als «Musikerpersönlichkeit des Jahres», vom Opus Klassik als «Nachwuchskünstler des Jahres» und von dem Magazin Oper! als «Sänger des Jahres» ausgezeichnet. 2021 wurde ihm der Titel «Chevalier de l’ordre des Arts et des Lettres» verliehen. Die Spielzeit 2022/23 führte ihn zunächst als Des Grieux (Manon) an die Hamburgische Staatsoper. Es folgte sein Debüt an der Metropolitan Opera als Duca (Rigoletto). Ausserdem sang er Rodolfo (La bohème) und Duca an der Wiener Staatsoper. Am Opernhaus Zürich war er als Lenski (Jewgeni Onegin) und Roméo (Roméo et Juliette) zu erleben. Den Roméo hat er zudem an der Opéra de Paris verkörpert. Zu den weiteren Rollen, die er unlängst gesungen hat, zählen Werther und Faust sowie Hoffmann, Edgardo (Lucia di Lammermoor) und Nemorino (L’elisir d’amore). 2023/24 sind neben Ruggero (La rondine) in Zürich ebenso Hoffmann an der Opéra national de Paris, Werther in Zürich und an der Mailänder Scala sowie Roméo an der New Yorker Met geplant. Im Konzert ist er mit Liederabenden an der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper sowie in einer Europa-Konzerttournee mit Lisette Oropesa zu hören. Die aktuelle Saison wird er bei den Salzburger Festspielen beenden.

Andrew Owens, Lord Arturo Bucklaw
Andrew Owens
Andrew Owens, Tenor, wurde in Philadelphia geboren und studierte am Oberlin Konservatorium Gesang. Er ist Preisträger mehrerer Wettbewerbe, u.a. gewann er den Zarzuela Preis beim Francisco Viñas Wettbewerb. Er nahm am Young Singers Project der Salzburger Festspiele teil und war Mitglied des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper München. Von 2012 bis 2014 war er Mitglied des Jungen Ensembles des Theater an der Wien, wo er an der Kammeroper u.a. in La bohème, La Cenerentola, Fidelio, Attila, Mathis der Maler und in La clemenza di Tito zu erleben war. Seither kehrte er als Mads in Werner Egks Peer Gynt, als Snout in A Midsummer Night’s Dream, als 4. Jude in Salome und zuletzt 2021 als Jacob Glock in Der feurige Engel ans Theater an der Wien zurück und gastierte in der Titelpartie von Don Carlos an der Kammeroper Wien. Jüngst war er ausserdem u.a. als Arturo in Lucia di Lammermoor an der Opera Philadelphia zu erleben, als Don Ramiro in La Cenerentola an der Irish National Opera, in Schumanns Szenen aus Goethes Faust mit dem Cleveland Orchestra, als Lukas in Haydns Die Jahreszeiten sowie in einer konzertanten Aufführung von Le Rossignol bei den Salzburger Festspielen und als Aménophis in Moïse et Pharaon am Rossini Opera Festival. Seit 2021 gehört Andrew Owens zum Ensemble des Opernhauses Zürich und sang hier u.a. den 4. Juden, Telémachos (Die Odyssee), Peppe (Pagliacci), Van Ruijven (Girl with a Pearl Earring), Lord Arturo Bucklaw (Lucia di Lammermoor), Gualtiero (Il pirata), Xaïloum (Barkouf) sowie Lord Cecil (Roberto Devereux).

Simon Yang, Lord Arturo Bucklaw
Simon Yang
Seungwoo Simon Yang wurde in Südkorea geboren. Er studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Carolyn Grace James und absolvierte Meisterkurse u.a. bei Nicola Martinucci. Er gewann zahlreiche Preise, darunter den 1. Preis beim Elise Meyer Wettbewerb (2020), den 1. Preis des Mozart Gesangswettbewerbs (2020), den Sonderpreis und 2. Preis des Maritim Musikpreises (2019), den 2. Preis des Maritim Musikpreises (2018) sowie den 1. Preis des Korean Gesangswettbewerbes (2015). Zu seinem Repertoire zählen u.a. Tamino (Die Zauberflöte), Ferrando (Così fan tutte), Pilade (Oreste), Nemorino (L’elisir d’amore) und Rodolfo (La bohème). Seit der Spielzeit 2020/2021 ist Seungwoo Simon Yang Mitglied im Internationalen Opernstudio der Staatsoper Hamburg. Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen wird er als Normanno in Lucia di Lammermoor zu hören sein.

Brent Michael Smith, Raimondo Bidebent, Lucias Erzieher
Brent Michael Smith
Brent Michael Smith stammt aus den USA. Er studierte Gesang an der Academy of Vocal Arts in Philadelphia und der University of Northern Iowa sowie Klavier am Hope College. 2021 gewann er den 3. Preis beim Concorso Lirico Internazionale di Portofino, war Finalist beim Queen Sonja International Music Competition und gewann das Förderstipendium der Zachary L. Loren Society, 2020 war er Halbfinalist bei den Metropolitan Opera Council Auditions, 2018 war er Preisträger des Opera Index Wettbewerbs und der Opera Birmingham International Competition, ausserdem gewann er Preisträger bei der Giargiari Bel Canto Competition. In der Spielzeit 2016/17 war er als Gast am Michigan Opera Theatre engagiert und sang dort Zuniga in Carmen, den British Major in Silent Night von Kevin Puts, Friedrich Bhaer in Little Women und Ashby in La fanciulla del West. In der gleichen Spielzeit debütierte er an der Toledo Opera als Antonio in Le nozze di Figaro und beim Glimmerglass Festival als Ariodante in Xerxes. An der Santa Fe Opera war er als Lakai in Ariadne auf Naxos zu erleben. An der Opera Philadelphia sang er 2019 Tschelio in Die Liebe zu den drei Orangen und Peter Quince in A Midsummer Night’s Dream. Nach einer Spielzeit im Internationalen Opernstudio gehört er seit 2020/21 zum Ensemble des Opernhauses, wo er bisher in Boris Godunow, Simon Boccanegra, I Capuleti e i Montecchi, im Ballett Monteverdi, als Sparafucile (Rigoletto), als Graf Lamoral (Arabella), als Raimond Bidebent (Lucia di Lammermoor) als Pistola (Falstaff), Angelotti (Tosca), Gualtiero Raleigh (Roberto Devereux), Gremin (Jeweni Onegin) und Frère Laurent (Roméo et Juliette) zu hören war.

Vitalij Kowaljow, Raimondo Bidebent, Lucias Erzieher
Vitalij Kowaljow
Vitalij Kowaljow, Bass, hat sich als führender Interpret von über 40 Rollen seines Faches etabliert. 2010 feierte er sein Debüt als Wotan und Wanderer in einer Neuproduktion des Rings in Los Angeles, worauf er ein Jahr später von Daniel Barenboim für die Walküre an die Mailänder Scala eingeladen wurde. Er war überdies als Filippo II (Don Carlo), Jacopo Fiesco (Simon Boccanegra), Banco (Macbeth), Zaccaria (Nabucco), Ramfis (Aida), Kaspar (Der Freischütz), Méphistophélès (Faust) und Sarastro zu erleben. An den Salzburger Osterfestspielen war er bereits in Die Meistersinger von Nürnberg (Veit Pogner) unter Christian Thielemann zu hören, im Palau de Les Arts in Valencia sowie der New Yorker Met in Iolanta, an der Semperoper Dresden in La forza del destino, in der Arena di Verona sowie an der Mailänder Scala in Aida und ebenfalls an der New Yorker Met in Lucia di Lammermoor. Jüngst sang er u.a. Zaccaria in Nabucco in Dresden, Filippo II in Paris, Zürich und Dresden, Raimondo Bidebent (Lucia di Lammermoor) in Zürich, Créon (Médée) bei den Salzburger Festspielen, Rui Gomez de Silva in Ernani am Sydney Opera House, Timur in Turandot in Paris, Conte di Walter in Luisa Miller in Hamburg und Pimen an der Wiener Staatsoper. Die Spielzeit 2022/23 führte ihn als Holländer an die Staatsoper Hamburger, als Rui Gomez de Silva ans Teatro Maggio Musicale in Florenz, als Timur ans ROH London, als Ramfis an die Bayerische Staatsoper und als Gremin (Eugen Onegin) und Sarastro ans Opernhaus Zürich.

Roswitha Christina Müller, Alisa, Lucias Kammerdame
Roswitha Christina Müller
Roswitha Christina Müller studierte Gesang an der Hochschule für Musik und Theater München und am Mozarteum Salzburg und schloss ihr Studium mit Auszeichnung ab. Feste Engagements führten sie anschliessend an das Landestheater Salzburg und an das Theater Lübeck. Zudem gastierte sie u.a. an der Staatsoper Hamburg, der Bayerischen Staatsoper, den Staatstheatern Saarbrücken, Karlsruhe und Stuttgart, dem Nationaltheater Weimar, der Deutschen Oper Berlin, der Oper Köln, am Tschechischen Nationaltheater Prag, dem Nationaltheater Taipeh, dem Teatro Comunale in Ferrara sowie mehrfach an der Deutschen Oper am Rhein. 2011 wechselte sie ins dramatische Fach und wurde ab 2012 Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg. Als Prinzessin Eboli (Don Carlos), Amneris (Aida) und Azucena (Il trovatore) erarbeitete sie sich die wichtigsten Verdi-Mezzopartien. Es folgten Judith in Herzog Blaubarts Burg, Fremde Fürstin in Rusalka, Adelaide in Arabella, Herodias in Salome, Marguerite in La Damnation de Faust, die Titelpartie in Carmen, Cassandre in Les Troyens, Brangäne in Tristan und Isolde, Fricka in Rheingold und Walküre sowie Waltraute in Götterdämmerung. Sie arbeitete mit Dirigenten wie Kirill Petrenko, Kent Nagano, Gábor Káli und mit Regisseur:innen wie Christoph Loy, Calixto Bieito und Nadja Loschky zusammen. 2019 gastierte sie am Grand-Théâtre de Genève als Rossweisse (Die Walküre) und 2. Norn (Götterdämmerung), als Wellgunde (Das Rheingold) an der Deutschen Oper am Rhein, als Gräfin (Pique Dame) bei den Opernfestspielen Heidenheim und als Rossweisse in einer konzertanten Aufführung von Die Walküre am Concertgebouw in Amsterdam. Am Opernhaus Zürich war sie in der Spielzeit 2021/22 als Alisa in Lucia di Lammermoor zu erleben.

Iain Milne, Normanno, Hauptmann
Iain Milne
Iain Milne stammt aus Aberdeenshire/Schottland. Er schloss sein Studium an der Royal Academy of Music in London mit Auszeichnung ab, war Mitglied des National Opera Studio in London und des Internationalen Opernstudios in Zürich. Sein Operndebüt gab er in der Titelrolle von Mozarts La clemenza di Tito. Seither sang er u.a. in Peter Maxwell Davies’ The Lighthouse an der Royal Academy und Tamino an der Hampstead Garden Opera. Engagements als Solist in Oratorien führten ihn zudem nach Hamburg (Händels Messiah), nach Aberdeen (Haydns Schöpfung) und in die Fairfield Halls in Croydon (Elgars Dream of Gerontius). Als Mitglied des Internationalen Opernstudios in Zürich war er u.a. als Orlando (Haydns Orlando paladino), als Erster Priester (Die Zauberflöte), Brighella (Ariadne auf Naxos) sowie in Lohengrin, Fälle, Elektra, Il viaggo a Reims, Le Comte Ory und Der Zauberer von Oz zu hören. Seit der Spielzeit 2016/17 gehört er zum Ensemble des Opernhauses Zürich und sang hier u.a. Normanno in Lucia di Lammermoor, Roderigo in Otello, Jakob Glock in Prokofjews Der feurige Engel, Jack in Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, Pong in Turandot, Gastone in La traviata, Menaldo Negroni in Die Gezeichneten, The Beadle in Sweeney Todd, Mister Bobo / Ander-Bobo in Coraline, Walther von der Vogelweide in Tannhäuser und Misail in Boris Godunov. In der Spielzeit 2021/22 sang er den 1. Juden in Salome, Van Ruijven in Girl with a Pearl Earring, Normanno in Lucia di Lammermoor und Cajus in Falstaff.

Maurice Heugen, Solo Flöte
Maurice Heugen
Maurice Heugen wurde in Vlissingen NL geboren und schloss sein Studium 1993 am Sweelinck Conservatorium Amsterdam bei Koos Verheul mit Auszeichnung ab. Sein Debut machte er im Alter von 11 Jahren als Solist mit dem Rundfunkorchester Hilversum im Amsterdamer Concertgebouw. Er erhielt den „Förderpreis für die Künste und Wissenschaften‘‘ der Provinz Zeeland und ist erster Preisträger von verschiedenen Wettbewerben. Er erschien mehrmals als Solist im Rundfunk und Fernsehen. Seit 1993 ist Maurice Heugen Soloflötist der Philharmonia Zürich. Neben seiner Orchestertätigkeit widmet er sich vor allem der Kammermusik. Davon sind auch verschiedene CD’s erschienen. Er ist verheiratet mit der Geigerin Josiane Clematide. Zusammen haben sie drei Kinder und leben in Meilen.

Una Prelle, Harfe
Una Prelle
Una Prelle wuchs in einer Musikerfamilie auf und begann mit sieben Jahren Harfe zu spielen. Da es weder Fernseher noch Radio gab, wurde im Elternhaus fleissig musiziert...
Sie studierte bei Chantal Mathieu in Lausanne und schloss ihre Ausbildung bei Han-an Liu in Köln mit dem Solistendiplom ab. In den Jahren darauf gewann sie beim Salvi-Wettbewerb 1993 und beim Deutschen Musikwettbewerb 1994 jeweils den ersten Preis und es erschien eine Solo-CD beim Platten-Label „Prima-Vera“. Neben der Konzertharfe gilt ihr Interesse auch der keltischen Harfe (selbstgebaut bei Rüdiger Oppermann) und der klassischen Harfe (Louis XVI-Harfe, gebaut von Beat Wolf). Seit 1996 ist sie Solo-Harfenistin der Philharmonia Zürich und als Solistin sowie in verschiedenen Kammermusikformationen tätig.