Saison 2O19/2O

Willkommen in der neuen Spielzeit!

Neun Opernpremieren und drei Premieren des Balletts Zürich auf der Hauptbühne sowie siebzehn Wiederaufnahmen des Opernrepertoires und fünf des Balletts stehen auf dem Programm des Opernhauses Zürich für die kommende Saison 2O19/2O.

Eine Neuproduktion des Internationalen Opernstudios am Theater Winterthur und eine Neuproduktion junger Choreografen auf der Studiobühne, neun Konzerte der Philharmonia Zürich und des Spezialensembles Orchestra La Scintilla, sieben Liederabende mit Starsolisten, ein Opernball, der sich zum 20. Mal jährt sowie zahlreiche Angebote für Kinder, junge Erwachsene und Familien sind Teil eines Spielplans, der rund 350 Veranstaltungen umfasst. Den Anfang der Saison 2019/20 macht ein grosses Eröffnungsfest und den Abschluss traditionell die Live-Übertragung «oper für alle». 


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Opernpremieren – Neues mit Bartoli, Uraufführung mit Hampson, Moderne mit Herlitzius und Operette mit Dasch

Seit über dreissig Jahren ist Cecilia Bartoli dem Opernhaus verbunden. In der Saison 2019/20 steht eine Neuproduktion mit der Ausnahmekünstlerin auf dem Programm. Die Inszenierung von Christoph Willibald Glucks «Iphigénie en Tauride» liegt in den Händen des Hausherrn Andreas Homoki. Die erste gemeinsame Arbeit der beiden wird von Gianluca Capuano am Pult der Philharmonia Zürich begleitet. 

Das Opernhaus Zürich hat dem jungen Schweizer Komponisten Stefan Wirth einen Kompositionsauftrag erteilt und kann ab Mai 2020 «Girl with a Pearl Earring» dem Publikum vorstellen. Die Handlung dieser Uraufführung kreist um die Entstehung eines Gemäldes von Jan Vermeer und basiert auf dem Bestseller von Tracey Chevalier, der mit Scarlett Johansson und Colin Firth verfilmt wurde. Die hochkarätige Besetzung bringt ein Wiedersehen mit Thomas Hampson als Malerikone. Felicity Palmer, Laura Aikin und die junge Amerikanerin Lauren Snouffer stehen ebenfalls für den hohen Anspruch dieses Projektes.

Die Eröffnungspremiere der Saison widmet sich einer 337 Jahre alten Femme fatale. In «Die Sache Makropulos» von Leoš Janáček, wird Evelyn Herlitzius zum ersten Mal in einer Neuproduktion am Opernhaus Zürich zu erleben sein. Dmitri Tcherniakov konnte für die Inszenierung gewonnen werden.

Eines der populärsten Werke des Operetten-Repertoires ist Emmerich Kálmáns «Csárdásfürstin». In Zürich unternehmen Annette Dasch und Pavol Breslik einen Ausflug in diese Form des Musiktheaters. Der musikalische Leiter des Abends ist der operettenerfahrene GMD und Intendant der Oper Leipzig Ulf Schirmer. Die Regie übernimmt Jan Philipp Gloger. 

Das weithin vergessene Genre Operette erlebt zurzeit eine Renaissance und hat auch in Zürich seit der Intendanz von Andreas Homoki ein Zuhause gefunden. Fabio Luisi, Piotr Beczała und Camilla Nylund werden im Rahmen einer Operettengala Arien und Duette von Lehár, Kálmán, Stolz und Strauss im Juni 2020 zu Gehör bringen.

Eine Mischung aus Wiener Operettenheiterkeit und melancholischer Abschiedsstimmung ist die letzte gemeinsame Arbeit von Richard Strauss und seinem Librettisten Hugo von Hofmannsthal «Arabella». Julia Kleiter, Julie Fuchs und Josef Wagner debütieren als Arabella, Zdenka und Mandryka. Die Inszenierung der Liebes- und Gesellschaftskomödie besorgt Robert Carsen. Um die raffinierten Orchesterklänge und schwungvollen Wiener Walzer kümmert sich der GMD des Hauses Fabio Luisi persönlich.

Die Abschlussproduktion der kommenden Saison ist gleichzeitig die erste gemeinsame Zürcher Arbeit von Fabio Luisi mit dem Regisseur Calixto Bieito. Verdis selten gespielte Oper «I vespri siciliani» wird im Rahmen der Festspiele Zürich im Juni 2020 Premiere feiern. Maria Agresta und Quinn Kelsey, der sein Rollendebüt begeht, singen die Hauptpartien dieser tragischen Liebesgeschichte im Milieu sizilianischer Widerstandskämpfer.   

Ein Wiedersehen mit Christof Loy gibt es bei der Neuinszenierung von Donizettis «Don Pasquale». In der Titelpartie wird Johannes Martin Kränzle wieder in Zürich zu sehen sein. Enrique Mazzola kümmert sich um die musikalische Seite dieses Meisterwerks der komischen Oper. Julie Fuchs gibt die gewiefte junge Witwe Norina und Edgardo Rocha den Neffen des alten Herrn.

Sebastian Baumgarten wird Händels Oratorium «Belshazzar» mit Jakub Józef Orliński, der mit seinem Rollendebüt auch zum ersten Mal am Opernhaus Zürich arbeitet, und Layla Claire in Szene setzen. Der Händel-Experte Laurence Cummings steht dafür am Pult des Orchestra La Scintilla.  

Für das Opernhaus Zürich ist die Heranführung von Kindern und Jugendlichen an das Musiktheater und das Ballett ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Im November 2019 wird «Coraline» von Marc-Anthony Turnage als Familienoper ihren Weg auf die Zürcher Bühne finden. Die Geschichte um ein Mädchen, das in zwei Welten lebt wurde bereits erfolgreich verfilmt.

Mit Joseph Haydns «Il mondo della luna» präsentieren sich im April 2020 die jungen Nachwuchssänger des Internationalen Opernstudios unter der Regie des jungen Japaners Tomo Sugao am Theater Winterthur.

Wiederaufnahmen in der Oper – Rollendebüt von Flórez, Beczała als Lohengrin, Gerhaher ist Wozzeck und Schager Florestan

Weitere Höhepunkte am Opernhaus Zürich sind auch die zahlreichen Wiederaufnahmen mit herausragenden Besetzungen. Ans Opernhaus Zürich kehren zurück:

Juan Diego Flórez, der als Rodolfo sein Rollendebüt in «La bohème» geben wird. Cecilia Bartoli und Javier Camarena, die wieder gemeinsam in «La cenerentola» auf der Zürcher Bühne stehen. Ein weiteres Rollendebüt wird Benjamin Bruns als Max im «Freischütz» feiern. Piotr Beczała, der im vergangenen Sommer sehr erfolgreich in der Bayreuther Neuproduktion den Lohengrin kurzfristig übernahm, wird im Juni 2020 in der Zürcher Inszenierung gemeinsam mit Elza van den Heever zu sehen sein. Christian Gerhaher und Gun-Brit Barkmin sind im «Wozzeck» das tragische Paar. Gerhaher wurde für seine Zürcher Interpretation vom Fachmagazin «Opernwelt» zum Sänger des Jahres ausgezeichnet. Saimir Pirgu ist Faust, Anita Hartig Marguerite und Ildebrando d`Arcangelo Méphistophélès in Gounods Vertonung von Goethes Menschheitsdrama. Luca Pisaroni und Jane Archibald werden in «Don Giovanni» wieder zu Gast sein. Ein weiteres Epochalwerk des Opernrepertoires wird von Catherine Naglestad (Abigaille), Dalibor Jenis (Nabucco) und Vitalij Kowaljow (Zaccaria)bestritten. Plácido Domingo erfüllt sich einen Wunsch und singt für seine Zürcher Fans in einer einmaligen Galavorstellung von Verdis «Nabucco» die Titelpartie.

Zum ersten Mal am Opernhaus Zürich zu Gast sind Andreas Schager als Florestan und Wolfgang Koch als Don Pizzaro. Sie werden zusammen mit Anja Kampe in «Fidelio» zu erleben sein. Kwangchul Youn gibt den Heinrich in Wagners «Lohengrin» und Jacquelyn Wagner die Agathe im «Freischütz». Kristina Mkhitaryan und Liparit Avetisyan begehen als Violetta Valéry und Alfredo Germont ihr Hausdebüt. 

Am Pult der Philharmonia Zürich, werden bekannte und neue Gesichter zu sehen sein. Der GMD Fabio Luisi widmet sich in der kommenden Saison dem Verdi-Repertoire und dirigiert sein Orchester bei den Wiederaufnahmen von «Nabucco» und «La traviata». Für Wagners «Lohengrin»  konnte abermals Simone Young gewonnen werden. Ebenfalls im deutschen Repertoire zu Hause ist Axel Kober, der Webers «Freischütz» interpretieren wird. In den Händen von Markus Poschner liegt Beethovens «Fidelio». Für Alban Bergs «Wozzeck» wird Hartmut Haenchen zum ersten Mal im Zürcher Graben stehen. Ebenfalls zum ersten Mal am Opernhaus Zürich ist Ryan Mc Adams mit Gounods «Faust». Um Mozarts «Don Giovanni» kümmert sich Riccardo Minasi und um Puccinis «La bohème» Marco Armiliato. Für Rossinis «La cenerentola» zeichnet Gianluca Capuano verantwortlich. Für die Erfolgsinszenierung des regierungskritischen russischen Regisseurs Kirill Serebrennikov «Così fan tutte» steht Ottavio Dantone am Pult der Philharmonia Zürich.   

Das Ballett Zürich – Uraufführung von Christian Spuck, Hommage an Forsythe und Junge Choreografen

Die Ballettsaison 2019/20 wird, wie schon fast traditionell, mit einer Uraufführung von Ballettdirektor Christian Spuck eröffnet. Zum ersten Mal kommt Helmut Lachenmanns Musiktheater «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern» nach dem todtraurigen Märchen von Hans Christian Andersen als Ballett auf die Bühne. Die Neuproduktion und zugleich auch Schweizer Erstaufführung verbindet Tanz, Bilder und Gesang mit Lachenmanns faszinierender Musik und macht selbst den Zuschauerraum des Opernhauses zum Klangraum.

Mehrere Werke von William Forsythe hat das Ballett Zürich bereits auf die Bühne gebracht und feiert den amerikanischen Choreografen nun mit einem eigenen Abend. Schlicht «Forsythe» heisst die Hommage und beinhaltet drei wegweisende Werke des Erneuerers des Tanzes: «The Second Detail», «Approximate Sonata» in der Pariser Neufassung von 2016 und «One Flat Thing, Reproduced».

Im Rahmen des Ballettabends «Walking Mad» kehrt auch Hans van Manen, mit seinem vom Nederlands Dans Theater uraufgeführten «Kleinem Requiem», nach Zürich zurück. Ebenfalls vom NDT uraufgeführt wurde das titelgebende Stück von Johan Inger, zum berühmten «Boléro» von Maurice Ravel tanzt das Ballett Zürich zum ersten Mal ein Werk des schwedischen Choreografen.

Einen ganzen Abend voller neuer Werke bringt die Serie «Junge Choreografen», in deren Rahmen die Tänzerinnen und Tänzer des Balletts Zürich und des Junior Balletts die künstlerische Verantwortung für ihre eigenen Choreografien übernehmen.

Wiederaufgenommen werden mit «Messa da Requiem» und «Nussknacker und Mausekönig» zwei gefeierte Produktionen von Christian Spuck, der Doppelabend «Emergence» mit Choreografien von Crystal Pite und dem Choreografenduo Sol León & Paul Lightfoot, das Ballett «Faust» von Edward Clug sowie der Abend des Junior Balletts mit «Kreationen» von Filipe Portugal, Louis Stiens und Goyo Montero.

Konzerte, Liederabende und Extras – Leonidas Kavakos, Beatrice Rana, Fabio Luisi, Gianandrea Noseda und Manfred Honeck

Die Philharmonia Zürich und das Spezialensemble Orchestra La Scintilla werden sich auch in dieser Saison ausserhalb des Orchestergrabens präsentieren. Die Eröffnung der Philharmonischen Saison findet mit dem Violinisten Leonidas Kavakos unter der Leitung des Generalmusikdirektors Fabio Luisi und Werken von Beethoven und Wagner statt. Der begonnene Beethoven-Zyklus mit der italienischen Pianistin Beatrice Rana wird von Fabio Luisi mit zwei Konzerten fortgeführt. Gianandrea Noseda, der das Amt des Zürcher GMDs ab der Saison 2021/22 übernehmen wird, wird für ein Konzert mit Werken von Schubert, Tschaikowski und Mendelssohn in Zürich gastieren. Für ein Programm mit Werken von Mahler und Mozart steht Manfred Honeck am Pult der Philharmonia Zürich. 

Der Experte für historisch informierte Aufführungspraxis Riccardo Minasi wird sich ganz dem Orchestra La Scintilla widmen. Die Programme der vier Konzerte reichen von Haydns «Schöpfung» über Werke von Jan Dismans Zelenka und einem Konzert zum Thema Echos. Für Händels «Wassermusik» ist Lars Ulrik Mortensen Gast der Scintilla.

In der Spielzeit 2019/20 präsentiert das Opernhaus Zürich wieder Liederabende mit Starssolisten: Angela Gheorghiu, Pretty Yende, Krassimira Stoyanova, Stéphanie D’Oustrac, Benjamin Bernheim, Christof Fischesser sowie Julia Kleiter und Michael Nagy, die gemeinsam einen Abend bestreiten. 

Am 21. September 2019 veranstaltet das Opernhaus nach der Sommerpause das traditionelle Eröffnungsfest. Im ganzen Haus getanzt wird wieder beim Opernball am 14. März 2020. Die Benefizgala feiert dann ihr 20-jähriges Bestehen. «oper für alle» auf dem Sechseläutenplatz findet am 13. Juni 2020 mit der Live-Übertragung der Mozart-Oper «Don Giovanni» statt.  


Drei Fragen an Andreas Homoki


Was bringt die neue Saison?

Intendant Andreas Homoki spricht über die Spielzeit 2019/20.

Herr Homoki, das Opernhaus hat gerade das Programm der Spielzeit 2019/20 veröffentlicht. Das Saisonbuch liegt im Opernhaus auf. Was sind die wichtigsten künstlerischen Bausteine des Spielplans?
Eigentlich sind mir ja alle Neuproduktionen einer Saison gleich wichtig, weil jede ihren eigenen Planungsvorlauf und ihre besonderen Aspekte hat. Aber wenn wir eine Uraufführung präsentieren können, freut mich das natürlich besonders. Nach Heinz Holligers Lunea in der vergangenen Saison werden wir im Mai 2020 wieder eine neue Oper eines Schweizer Komponisten zur Uraufführung bringen. Nach dem etablierten Komponistennamen Holliger bekennen wir uns zur jüngeren Generation: Stefan Wirth, der in Zürich lebt, schreibt ein Musiktheaterstück nach dem Bestseller­-Roman Das Mädchen mit dem Perlenohrring. Wir sind sehr gespannt auf diese Uraufführung, auch weil wir eine grossartige Sängerbesetzung dafür verpflichten konnten. Thomas Hampson wird den Vermeer singen, ausserdem werden Laura Aikin, Felicity Palmer und die junge vielversprechende Sopranistin Lauren Snouffer in der Hauptrolle der Dienstmagd Griet dabei sein. Das ist bestimmt eine Produktion, auf die sich das Augenmerk richten wird. Ein sehr wichtiger Baustein unseres Spielplans sind natürlich all die spannenden Sachen, die Christian Spuck im Ballett veranstaltet. Gleich zu Beginn der Saison nimmt er sich ein avanciertes und fast schon legendäres Werk des zeitgenössischen Musiktheaters vor, nämlich Helmut Lachenmanns Das Mädchen mit den Schwefelhölzern, das noch nie als Ballett auf die Bühne gekommen ist. Ich finde es grossartig, dass Christian sich diesem Kunst-­Wagnis stellt. Es ist auch jenseits seiner Choreografie und seiner Inszenierung die Produktion, die in dieser Saison im Hinblick auf Disposition, Probenaufwand, Orchesterkompetenz die mit Abstand grösste Herausforderung für unser Haus darstellen wird. Und es ist nach dem sehr erfolgreichen Verdi­-Requiem wieder ein Abend, der die Grenzen der Ballettsparte überschreitet und ein Musiktheater im spartenübergreifenden Sinn auf die Bühne bringt. Es wird nicht die letzte Produktion dieser Art sein. Wir haben da in Zukunft noch weiteres in Planung.

Wie sieht es in der Spielzeit 2019/20 mit Ihrer eigenen Arbeit als Regisseur aus?
Sie bringt eine Begegnung mit Christoph Willibald Gluck, der wenig gespielt wird, dessen Opern ich aber sehr schätze. Ich werde Iphigénie en Tauride mit Cecilia Bartoli in der Titelrolle inszenieren. Seit Cecilia ihr eigenes Festival in Salzburg hat, macht sie kaum noch Neuproduktionen an anderen Häusern. Deshalb ist es wirklich etwas Besonderes für uns und unser Zürcher Publikum, dass wir sie für eine solche Neuproduktion gewinnen konnten.

Unter den Dirigenten und Regisseuren finden sich viele in Zürich bekannte Namen. Ist das Absicht?
Klar, mir ist Kontinuität wichtig. Es ist einfach eine andere Basis da, wenn man mit Künstlern schon mal zusammengearbeitet hat und man auf gemein­samen Erfahrungen aufbauen kann. Wir arbeiten ja durchweg mit international sehr profilierten Künstlern, dementsprechend schwer ist es, eine kontinuierliche Zusammenarbeit herzustellen, weil diese natürlich überall nachgefragt werden. Trotzdem eine regelmässige Präsenz herzustellen, hat seine Qualität und steht für den Ensemblegedanken, obwohl und gerade weil die Fliehkräfte des Marktes heutzutage so enorm sind.


Dieser Artikel ist erschienen in MAG 68, April 2019.
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